Bakterien in Wurst:Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Großmetzgerei Sieber

Bakterien in Wurst: Die Geretsrieder Großmetzgerei Sieber hat angekündigt, gegen das Produktionsverbot und den Rückruf zu klagen.

Die Geretsrieder Großmetzgerei Sieber hat angekündigt, gegen das Produktionsverbot und den Rückruf zu klagen.

(Foto: Claus Schunk)
  • Es besteht der Verdacht, dass die Großmetzgerei aus Geretsried gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetz verstoßen hat.
  • Das Verfahren richtet sich konkret gegen einen Verantwortlichen der Firma, teilt die Staatsanwaltschaft mit.
  • Ende März war im Raum Nürnberg ein mit Listerien belastetes Stück Fleisch entdeckt worden, das von Sieber stammte.
  • Die Gesundheitsbehörden sehen einen Zusammenhang mit einem Listeriose-Ausbruch im Jahr 2012.

Von David Costanzo

Die Staatsanwaltschaft München II hat ein Ermittlungsverfahren gegen die Großmetzgerei Sieber mit Sitz in Geretsried eingeleitet. "Wir ermitteln wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Lebensmittel- und Futtermittelgesetz", sagte Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung. Das Verfahren richte sich konkret gegen einen Verantwortlichen der Firma.

Grundlage sei die mit Listerien belastete Probe eines Stück Bauchfleischs, das Ende März von Lebensmittelkontrolleuren im Raum Nürnberg entdeckt worden war. Alles Weitere müssten die Ermittlungen ergeben. Die Staatsanwaltschaft arbeite eng mit den Gesundheitsbehörden zusammen.

Seit 2012 sind mindestens acht Listeriose-Patienten in Süddeutschland gestorben. Bei vier von ihnen war laut Robert-Koch-Institut der gleiche Bakterientyp die Todesursache, der um Ostern auch auf einem Stück Wacholderwammerl der Metzgerei gefunden wurde. Zwei Schwangere erlitten Fehlgeburten.

Die Gesundheitsbehörden halten einen Zusammenhang für wahrscheinlich. Das Bayerische Verbraucherschutzministerium verhängte nach fünf weiteren belasteten Wurst-Proben ein Produktionsverbot und ordnete den Rückruf von mehreren Hundert Tonnen Fleisch an.

Wie die Listerien in die Packung gekommen sind, ist unklar und wird derzeit weiter untersucht. Firmenchef Dietmar Schach verweist darauf, dass mehrere Dutzend Proben direkt aus dem Betrieb negativ ausgefallen seien. Das Vorgehen der Behörden hält er für völlig überzogen und politisch motiviert. An seinem Unternehmen solle "ein Exempel statuiert" werden, um von früheren Versäumnissen abzulenken. Die Firma hat angekündigt, gegen das Produktionsverbot und den Rückruf der Fleischwaren zu klagen.

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte sich hinter die Behörden gestellt. "Verbraucherschutz geht vor, da darf man nicht lange rumfackeln", sagte er der SZ.

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