Bahnverkehr in Oberbayern:Zusätzliche Express-Züge, mehr Komfort

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Die noch fehlenden Talent 2 für das Werdenfelsnetz sollen im Laufe des kommenden Jahres geliefert werden. (Foto: picture alliance / dpa)

Auf einer Premierenfahrt will die Deutsche Bahn beweisen, dass sie im Werdenfelsnetz gut gerüstet ist. Doch die ehrgeizigen Pläne stoßen wegen der eingleisigen Streckenabschnitte auch auf Skepsis.

Von Ralf Scharnitzky

Auf der schon jetzt meistbefahrenen Regionalstrecke Bayerns, die zudem in weiten Teilen noch eingleisig ist, wird's von Mitte Dezember an noch enger: Die Deutsche Bahn AG erhöht im Werdenfelsnetz die Frequenz, verdichtet den Takt und lässt zwischen Garmisch-Partenkirchen und München zusätzliche Express-Züge fahren. Ein ambitioniertes Programm.

Denn ab Tutzing muss die Strecke auch noch den S-Bahn-Verkehr bewältigen. Verspätungen, die schon jetzt häufig sind, werden sich künftig noch stärker auswirken. "Wir schaffen das", versprach Antonia von Bassewitz von DB Regio Oberbayern bei der Premierenfahrt mit Kommunalpolitikern, Tourismus-Experten und Journalisten am Dienstag. Gewinner des neuen Fahrplans sind die oberbayerischen Kommunen Starnberg, Weilheim und Kochel.

Die DB-Marketing-Chefin ist auch deshalb so guter Dinge, weil zum Start am 15. Dezember 27 der 37 bestellten neuen Elektrotriebzüge bereitstehen. Momentan durchaus nicht selbstverständlich. Die DB selbst hat seit geraumer Zeit Probleme mit Lieferungen von ICE-Zügen der Firma Siemens. Konkurrent Veolia, der der DB das Netz München-Salzburg/Kufstein zum Winterfahrplan abgejagt hat, wartet noch immer auf die neuen Meridian-Züge des Herstellers Stadler. Die noch fehlenden Talent 2 für das Werdenfelsnetz sollen im Laufe des kommenden Jahres geliefert werden; das hat zumindest der Hersteller Bombardier zugesagt.

Für die DB Regio Oberbayern ist die pünktliche Lieferung eines Großteils der Triebzüge entscheidend für die Verbesserung des Angebotes - wie es die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) 2009 in der europaweiten Ausschreibung verlangt hat. Denn mit dem Talent 2 steht und fällt das neue Konzept auf den Strecken im Werdenfelsnetz. Die Taktverdichtung ist nur möglich durch Knotenbahnhöfe, an denen Züge an- und abgekoppelt werden können. So werden zum Beispiel die Strecken nach Kochel und nach Weilheim künftig stündlich bis Tutzing von einem Zugpaar bedient, das dann im S-Bahn-Endbahnhof geteilt wird.

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Weil Bombardier noch nicht alle Fahrzeuge ausgeliefert hat, wird die DB Regio Oberbayern zunächst auf den Nebenstrecken nach Reutte und Oberammergau mit den alten Zügen weiterfahren sowie auf der Hauptstrecke nach Mittenwald täglich einen Doppelstockzug einsetzen. "Das ist ein kleiner Wermutstropfen. Aber auch die Doppelstockwagen sind bei unseren Fahrgästen sehr beliebt", so Antonia von Bassewitz.

Der neue Winterfahrplan bringt für die Reisenden in der Region im Süden der Landeshauptstadt zahlreiche Vorteile: Zwischen München und Weilheim erhöht die Bahn Montag bis Freitag die Zugleistungen um 62,5 Prozent und bietet damit einen ganztägigen Halbstundentakt. Zwischen München und Kochel gibt es einen umsteigefreien Stundentakt. Im Berufsverkehr wird auch hier auf einen Halbstundentakt aufgestockt. Da der Kochler Zug auch in Starnberg hält, gibt es jede Stunde zudem eine Verbindung nach Weilheim.

Seit Mitte April sind die ersten Talent 2 im Netz regulär unterwegs; auch um die Alltagstauglichkeit zu testen und die Lokführer zu schulen. Bei der "Premierenfahrt" (sie sollte laut DB-Pressemann Franz Lindemair nicht profan "Sonderfahrt" heißen) fielen den Reisenden vor allem die Skiträger in speziellen Abteilen auf - ein Detail, das es im Freistaat nur auf dieser Strecke gibt. Die Triebzüge verfügen über neigungsfreie Einstiegsbereiche, breite Türen und zwei Hublifte für Rollstuhlfahrer. Die vierteiligen Züge mit ihren 229 Sitzplätzen sind klimatisiert und mit Panoramafenstern ausgestattet. Eine weitere Neuheit: Am Ende jedes Zuges gibt es eine Ruhezone - hier ist das Telefonieren verboten.

Noch keine Zulassung hat die DB für den Betrieb in Österreich (bis Innsbruck) und für eine Dreifach-Traktion - das Aneinanderkoppeln von drei Triebzügen. Bombardier hat diese Genehmigung aber bis Ende November zugesagt. Dann gehört auch das leidige Umsteigen - vor allem für Ausflügler und Touristen - in Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald zur Weiterfahrt ins Nachbarland der Vergangenheit an.

Das neue Angebot wird von den Fahrgastverbänden einhellig begrüßt. Doch auch hier herrscht große Skepsis vor, wie vor allem zwischen Weilheim und Tutzing der Zugverkehr störungsfrei laufen soll: Dort fahren künftig 78 statt 48 Züge täglich - auf einem Gleis.

© SZ vom 16.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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