Fast auf den Tag genau vor einem Jahr tappte ein Braunbär im Landkreis Oberallgäu in eine Fotofalle - jetzt ist wieder ein Bär in der Nähe unterwegs: Wenige Kilometer vom Allgäu entfernt hatte eine Wildkamera das Tier in der Nacht zum Mittwoch im Gemeindegebiet von Lech am Arlberg in Österreich fotografiert "Aktuell gibt es keine Hinweise, dass sich der in Vorarlberg nachgewiesene Braunbär nach Bayern bewegt. Wir stehen mit den Behörden in Vorarlberg dazu in engem Austausch", teilte ein Sprecher des Bayerischen Landesamtes für Umwelt am Freitag auf Anfrage mit.
Im Landratsamt Oberallgäu bereitet man sich dennoch auf einen möglichen Besuch vor. "Auch wir haben vernommen, dass sich ein Bär in der Nachbarschaft des Landkreises Oberallgäu aufhält", teilte das Landratsamt am Freitag auf Anfrage mit. Aber: "Der Bär ist ein Wildtier, welchen Weg er einschlagen wird, wissen wir nicht. Vielleicht entscheidet er sich dazu, die österreichisch/deutsche Grenze in unserem Gebiet zu überschreiten, vielleicht auch nicht."
Schon nach dem Kurzbesuch des Bären im Mai vergangenen Jahres im Gemeindegebiet Bad Hindelang hatte die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller die "Initiative Braunbär" ins Leben gerufen, um für solche Situationen noch besser gewappnet zu sein. Mitte Juni solle es einen nicht öffentlichen Termin für einen Austausch mit den Alpenlandkreisen und Vertretern der Alpwirtschaft geben, teilte das Landratsamt weiter mit.
"Wie immer, wenn man Wildtieren in freier Natur begegnet, sollte man Vorsicht walten lassen und allgemeine Verhaltensregeln beachten", mahnte das Landratsamt für den Fall einer Begegnung. Spätestens seit der tödlichen Attacke der Braunbärin Gaia auf einen Jogger im italienischen Trentino ist klar: Die Tiere sind keine Kuschel-Teddys.
Laut dem österreichischen Bundesland Vorarlberg handele sich bei dem in Lech am Arlberg fotografierten Tier wahrscheinlich um einen jüngeren, männlichen Bären, der vermutlich aus Italien über das Lechtal nach Vorarlberg kam. Hubert Schatz, der Landeswildökologe des Bundeslandes Vorarlberg, hielt es am Donnerstag für möglich, dass er nach Deutschland weiterwandert. Ob das Tier Verhaltensauffälligkeiten zeige, lasse sich noch nicht sagen. "Es besteht jedoch kein Grund zur Panik", beruhigte Schatz. Er gehe nicht davon aus, dass der Bär größere Probleme bereiten werde.
"Zeigen Sie Respekt und halten Abstand"
Die Behörden empfehlen im Gebiet Lech aber, besonders aufmerksam zu sein, markierte Wege nicht zu verlassen und Hunde an der Leine zu führen. Schon Braunbär Bruno hatte 2006 mit seinen hungrigen Attacken auf Schafe und seiner mangelnden Scheu vor Menschen bis hin zu Besuchen direkt in Ortschaften Ängste geschürt. Die bayerischen Behörden hatten deshalb damals schon Verhaltensmaßregeln und Hinweise im Umgang mit Bären ausgearbeitet. "Zeigen Sie Respekt und halten Abstand. Bleiben Sie möglichst ruhig und gelassen", lautet der Rat des Landesamtes für Umwelt (LfU) für den Fall eines Zusammentreffens mit einem Bären. "Bleiben Sie stehen und machen Sie den Bären durch ruhiges Sprechen und langsame Armbewegungen auf sich aufmerksam." Man solle nicht wegrennen und auch nicht versuchen, ihn zu vertreiben. "Behalten Sie den Bären im Auge und treten Sie langsam und kontrolliert den Rückzug an. Lassen Sie dem Bären in jedem Fall eine Ausweichmöglichkeit."
Und wenn der Bär tatsächlich angreift: "Legen Sie sich bäuchlings flach auf den Boden oder kauern Sie sich auf den Boden, die Hände im Nacken. Wenn vorhanden, schützt so Ihr Rucksack den Rücken. Der Bär wird in der Regel von Ihnen ablassen oder Sie nur beschnuppern. Verharren Sie in Ihrer Position und warten Sie ab, bis sich der Bär weit genug entfernt hat."
Vor einem Jahr hatte ein Bär auch in den oberbayerischen Landkreisen Rosenheim und Miesbach Spuren hinterlassen, er soll zuvor auch in Tirol unterwegs gewesen und im Bezirk Kufstein von einer Wildkamera fotografiert worden sein. Auch bei Stanzach im Bezirk Reutte in Tirol waren damals Bären-Spuren im Schnee entdeckt worden. Die nächste Bären-Population befindet sich im von Bayern etwa 120 Kilometer entfernten italienischen Trentino mit etwa 100 Tieren. Den Bären-Bestand für Kärnten und Osttirol schätzt der WWF Österreich auf fünf bis acht Bären.