Bad Reichenhall:Rückschlüsse auf Corona in Abwasserproben

Die Versuche im Landkreis Berchtesgadener Land, aus Abwasserproben in zehn örtlichen Kläranlagen Schlüsse auf die Corona-Situation im jeweiligen Einzugsgebiet zu ziehen, zeigen erste Erfolge. Wie das Landratsamt in Bad Reichenhall am Mittwoch mitteilte, entsprechen die Fallzahlen, die von den Forschern aus der Virusfracht im Abwasser abgeleitet werden, jenen Fallzahlen, die das Gesundheitsamt über seine normalen Testergebnisse ermittelt - nur dass diese Fälle in den Abwasser-Analysen mehrere Tage früher aufscheinen. Der Wasserforscher Jörg Drewes von der TU München zieht laut Landratsamt nach den ersten Wochen des Pilotprojekts ein positives Fazit: "Mit der Beprobung des kommunalen Abwassers erfassen wir so indirekt das Infektionsgeschehen von 90 Prozent der Bevölkerung." Ziel dieser deutschlandweit ersten flächendeckenden Untersuchung von Abwasser auf Corona-Erreger ist ein Frühwarnsystem, das rechtzeitig auf die Entwicklung neuer lokaler Ausbruchsherde hinweisen soll. Die beteiligten Wissenschaftler, darunter Epidemiologen der Bundeswehr, nehmen an, dass sich im Abwasser auch Viren von Menschen nachweisen lassen, die mangels Symptomen selbst gar nichts von ihrer Corona-Infektion wissen, aber trotzdem ansteckend sind. Die Nachweismethode hatten Forscher aus Aachen und Frankfurt im Sommer entwickelt.

© SZ vom 17.12.2020 / kpf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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