Bad Aiblinger Bürgermeister:"Ein schwarzer Tag für Bad Aibling"

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Nach dem Zugunglück bei Bad Aibling ist Bürgermeister Schwaller fassungslos.

Bürgermeister Felix Schwaller steht im ersten Stock des Foyers im Rathaus von Bad Aibling und sagt, dass er am Morgen eigentlich "voll auf Fasching" eingestellt gewesen sei. Am Faschingsdienstag kommt traditionell das Prinzenpaar der Faschingsgilde zu einem kleinen Empfang ins Rathaus und tanzt. Statt ein paar warmer Worte für die Faschingsgäste sagt Schwaller: "Heute ist ein schwarzer Tag für Bad Aibling." Die Mitarbeiterinnen haben erst gar nicht die Faschingsdekoration aufgehängt, als sie gehört haben, was keine zwei Kilometer weiter am Ortsausgang geschehen ist. Nachdem Schwaller am Morgen am Unfallort gewesen ist, hat er am Marienplatz Fahnen mit Trauerflor aufziehen lassen. Auch die fünf Kästen Bier für den Faschingsempfang stehen unangetastet im Rathaus. Über das vorbestellte Essen freuen sich einige Polizisten und Rettungskräfte, die am frühen Nachmittag die Pressekonferenz im großen Sitzungssaal besuchen. Sie haben seit Einsatzbeginn gegen sieben Uhr morgens nichts gegessen.

Auf dem Marienplatz vor dem Rathaus stehen am Nachmittag nur wenige Menschen und schauen den Einsatzfahrzeugen nach, die mit Sirene durch den Ort mit seinen 18 000 Einwohnern fahren. Wolfgang Puder kommt aus Bad Aibling und führt gerade seinen Hund spazieren. Puder sagt, er würde Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt am liebsten fragen, wie solch ein Zugunglück auf einer eingleisigen Strecke heute noch passieren kann. Dobrindt gibt zu diesem Zeitpunkt im Sitzungssaal mit belegter Stimme Auskunft über das PZB 90, das in solchen Gefahrensituationen bei den beiden Meridian-Zügen eigentlich eine Zwangsbremsung einleiten soll.

Noch eine Sache treibt viele Menschen um, auch wenn sie nicht wissen, wie sie es angesichts der Toten und Schwerverletzten ausdrücken sollen. Auch sie hat mit Fasching zu tun. Denn den Faschingsferien ist es zu verdanken, dass nur etwa 150 Passagiere in den beiden Zügen waren. Normalerweise seien die Züge morgens so voller Schulkinder, dass auch Menschen stehen müssen, sagt der Rosenheimer CSU-Landrat Wolfgang Berthaler. Bad Aibling ist ein wichtiger Schulstandort, 3000 Schüler lernen hier an Grundschulen und weiterführenden Schulen. Sie nutzen den Meridian, so wie viele der 80 000 Pendler in der Region. Auch zwei Mitarbeiter im Rathaus nehmen in Rosenheim immer den Meridian nach Aibling, sagt Bürgermeister Schwaller. Nur heute seien sie mit dem Auto gefahren. Das hat ihnen womöglich das Leben gerettet. Derweil haben Ebersberg und Rosenheim ihre Faschingsumzüge abgesagt. Die Rosenheimer CSU-OB Gabriele Bauer teilt mit: "Aus einem Tag der Unbeschwertheit ist ein Tag der Trauer geworden."

© SZ vom 10.02.2016 / cdo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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