Süddeutsche Zeitung

Bad Aibling:Warum die Bergung der verunglückten Züge so kompliziert ist

  • Die Helfer arbeiten nach dem Zugunglück bei Bad Aibling bis in die Nacht.
  • Dass die Bergung so lange dauert, liegt daran, dass die beiden Züge mit voller Wucht aufeinander prallten und ineinander verkeilt und massiv verformt sind.
  • Außerdem ist die Unfallstelle besonders schwer zugänglich.

Von Korbinian Eisenberger und Katharina Blum

"Für die Einsatzkräfte ist das eine massive Herausforderung"

Für die Rettungskräfte ist es ein langer Tag. Mehr als zehn Stunden sind sie am Dienstag im Einsatz, um die Trümmer des Zugunglücks in der Nähe von Bad Aibling zu bergen. Helfer des Technischen Hilfswerks haben Scheinwerfer aufgebaut. Eines der verstorbenen Unfallopfer ist noch in dem Triebwagen eingeklemmt.

Was die Bergung so kompliziert macht: "Die Umstände sind das eine Problem, die Unfallart das andere", sagt ein Sprecher der Polizei. "Für die Einsatzkräfte ist das eine massive Herausforderung." Die beiden Züge, die mit voller Wucht aufeinander prallten, sind ineinander verkeilt und massiv verformt. "Wir gehen davon aus, dass die Zugführer bis kurz vor dem Zusammenprall keinen Sichtkontakt hatten", sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bei der Pressekonferenz im Bad Aiblinger Rathaus.

Die Unfallstelle liegt in einer Kurve, im Wald, neben einem Kanal

Der Unfall passierte in einer Kurve in einem Waldstück. Hermann Tutschka, Abschnittsleiter und Chef der Pullacher Feuerwehr, kennt die Strecke ziemlich genau. "Es ist die am schwersten zugängliche Stelle auf der ganzen Linie", erklärt er. Das Problem: Die Stelle bei Bahnkilometer 30, etwa tausend Meter vom Ortseingang Pullach, liegt zwischen einem dicht bewachsenen Hang und dem Mangfall-Kanal, der an beiden Ufern von einem Damm begrenzt wird.

Dort stehen die Einsatzfahrzeuge auch um 17 Uhr in einer mehrere hundert Meter langen Schlange. Wasserwacht und THW unterstützen die Helfer mit Maschinen, Kabelrollen, Bolzenschneidern und Getränken, die sie in Motorbooten über den Kanal bringen.

"Mit schwerem Gerät kommt man nur ganz schwer ran"

Die Einsatzfahrzeuge können die Unfallstelle auf dem Gleis dagegen nur über den Deich erreichen, der an das Gleis grenzt. Der Schotterweg ist keine drei Meter breit und unbefestigt. Das reicht zwar für kleinere Einsatzfahrzeuge der Polizei und Feuerwehr aus, bisher gelang es jedoch nicht, einen Kran an den Unfallort zu transportieren. Den bräuchte es aber eigentlich, um die beiden Züge vom Gleis zu befördern.

"Mit schwerem Gerät kommt man nur ganz schwer ran", sagt ein Polizeisprecher. Die Deutsche Bahn versucht, zwei Kräne zu liefern, um die Waggons von den Schienen zu bringen und abzutransportieren, wie ein Bahn-Sprecher mitteilte. Die quer über die Bahnstrecke verlaufenden Oberleitungen wurden abmontiert. Für die Helfer wurden Zelte aufgebaut.

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