Axt-Attentat:Flüchtlingshelfer werden nach Würzburg mit Hass-Mails überschüttet

  • Flüchtlingshelfer in Ochsenfurt bekommen nach dem Attentat von Würzburg Droh-Mails.
  • "Sie sind zum Teil voller Gewalt", sagen die Mitglieder des Vorstands des Helferkreises.
  • Den schwer verletzten Opfern des Angriffs geht es besser.

Nach dem Amoklauf eines 17-jährigen Flüchtlings in Würzburg werden die Mitarbeiter des Ochsenfurter Helferkreises offenbar mit Hass-Mails überschüttet. "Darauf lassen wir uns nicht ein und werden diesen E-Mails weder Raum geben, noch sie kommentieren", erklären die Mitglieder des Vorstands in einer Stellungnahme. Man werde auch künftig an der Seite der Flüchtlinge bleiben.

Diese hätten nun Angst vor "Verallgemeinerungen und Konsequenzen". Der Helferkreis hoffe darauf, "dass viele Mitbürger eine differenziertere Wahrnehmung haben, als die, die aktuell uns beschimpfen und mit Hass überschütten".

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Der Pflegefamilie, bei der der 17-Jährige zuletzt gelebt hat, wünsche man Kraft, sie trage "keine Verantwortung für diese Gewalttat". Hass zu schüren und die Gesellschaft zu teilen sei genau das, was radikale Organisationen wie der sogenannte "Islamische Staat" zu erreichen versuchten.

Den Hass-Mails sei nur eines gemeinsam: "Sie sind nicht hilfreich, weder zur Aufklärung, noch zur Verständigung. Und sie sind zum Teil voller Gewalt. Das ist nicht unser Weg." Vor der Aufnahme bei einer Pflegefamilie hatte der 17-Jährige in einem Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Ochsenfurt gelebt.

Der Zustand der schwer verletzten Opfer der Attacke hat sich unterdessen verbessert. Einer der Männer schwebt allerdings noch in Lebensgefahr und liegt weiterhin im künstlichen Koma. Das teilt das Uniklinikum Würzburg mit, wo alle vier Verletzten behandelt werden. Drei von ihnen sind Touristen aus Hongkong.

"Die Angehörigen haben regelmäßigen Zugang und Kontakt zu unseren Patienten und Ärzten und werden sehr eng von deutschen und chinesischen Helfern betreut", heißt es vom Klinikum weiter. Eine psychologische Betreuung der Patienten sei eingeleitet.

© SZ vom 22.07.2016 / dpa/prz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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