Süddeutsche Zeitung

Ausstellung:Was macht das Dackelmuseum eigentlich in Passau?

Der Dachshund ist dem Wesen nach das münchnerischste aller Tiere - doch das weltweit einzige Museum zu seinen Ehren ist weit weg eröffnet worden.

Kolumne von Karl Forster

Wir haben in unserer schönen Stadt sehr, sehr viele Museen. Neben den ganz großen gibt's eines für Kinder am Hauptbahnhof, eines der Marianischen Männerkongregation im Bürgersaal, ein Museum Witt mit zehn Millionen Schmetterlingen, ein Museum für Kaffeehauskultur. Und draußen vor der Tür, in Olching, haben wir auch ein Klo-Museum, sozusagen am Arsch der Welt.

Wenn nun die ebenfalls sehr schöne Stadt Passau weltweit Furore macht, weil man dortselbst am Ostermontag ein Dackel-Museum eröffnet hat, so sei von hier aus herzlichst gratuliert; allerdings mit einem Zusatz: Genauso wenig wie die Marianische Männerkongregation, Museum hin oder her, eine Münchner Institution ist, wird der Dackel eine Passauer, nur weil man ihm dort 80 Quadratmeter Museumsfläche zur Verfügung stellt.

Man muss dazu nicht erst den Bayerischen Dachshundclub, Sektion München, ins Feld führen, obwohl diese schon 1893 gegründet wurde. Man muss auch nicht auf Otl Aichers famos bunten Münchner Waldi von 1972 rekurrieren, weil die Idee zu diesem allerersten Olympiamaskottchen nicht von Aicher kam, sondern vom einstigen NS-Parteimitglied und späteren Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees, Willy Daume; der stammte nicht aus Bayern, sondern aus Hückeswagen und liebte, nein, nicht Schäferhunde, sondern Dackel.

Man darf aber an Walter Sedlmayrs ständigen Begleiter denken, einen Dackel, der beim Anblick eines vollen Weißbierglases glasige Augen bekam. Doch eigentlich genügt es, das Wesen des Dackels zu analysieren, um seine Münchenzugehörigkeit quasi dokumentarisch zu sichern, und diese manifestiert sich in dem Satz: "Gehst her oder ned!" Dann geht er her oder nicht.

Den Passauern aber sei das Dackel-Museum herzlichst gegönnt. Wobei es doch dieser Stadt angesichts eines gewissen Übermaßes an Flüssen auch gut zu Gesicht gestanden hätte, ein Museum für den Cão de Água Portugês zu installieren. Das ist der portugiesische Wasserhund, ein, wie der Dackel, schönes und mutiges Tier und ausgestattet mit einer Reverenz, die jener von Walter Sedlmayr mehr als ebenbürtig ist: Die zwei portugiesischen Wasserhunde namens Sunny und Bo hören (oder hören nicht) auf die Worte der Familie Obama. Vielleicht wäre der Ex-US-Präsident dann ja zur Eröffnung gekommen.

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SZ vom 09.04.2018/vewo
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