Für die Gäste wurde vieles getan. Sie sollten schließlich kommen ins Tegernseer Tal. Sommerfrische war im 19. Jahrhundert Mode und sollte es bleiben. Seit 1902 konnte man deshalb mit dem Zug bis nach Tegernsee reisen, seit 1893 fuhren Schiffe zum Vergnügen über den See, bald gab es eine elektrische Ortsbeleuchtung und Brauchtumsabende. Das Tal wurde Ziel von Bürgertum und auch von Künstlern. Doch war es tatsächlich ein Idyll?
Im Gulbransson-Museum in Tegernsee stellt man derzeit der Idylle ein Adjektiv bei: trügerisch. Eine Ausstellung mehrerer Kulturinstitutionen, unter anderem der Monacensia, widmet sich dem kulturellen Leben im Tegernseer Tal zwischen 1900 und 1945 und zeichnet nach, wie zerstörerisch auch dort der Nationalsozialismus wirkte. So sind in der Sommerfrische die Wege von Ludwig Thoma, Olaf Gulbransson, Leo Slezak und Thomas Theodor Heine verbunden.
Max Mohr verkehrt mit Thomas Mann und Heinrich George. Bilder und Fotos dieser Zeit zeigen Gleichgesinnte bei Ausflügen, vor ihren Häusern, in Tracht. Mit den Nazis ändert sich die Atmosphäre. Auf einmal ist es relevant, ob jemand Jude ist, wie er sich politisch positioniert. Beziehungen zerbrechen. Einige der Künstler fliehen vor den Nazis - wie Heine, wie Mohr. Andere wissen sich zu arrangieren, wie Gulbransson. Das ihm gewidmete Museum ist nun allemal der richtige Ort, um einen Blick auf die Künstler und ihre Positionen zu werfen.
Trügerische Idylle - Schriftsteller und Künstler am Tegernsee 1900 bis 1945, So., 28. Mai, bis 17. Sep., Di. bis So. 10-17 Uhr, Olaf-Gulbransson-Museum, Im Kurgarten 5, Tegernsee, 08022/3338