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Ausflugstipps:Leberkäs um Mitternacht

In der Gegend um Scheßlitz können Besucher nicht nur Burgen, Kirchen und die Aussicht bestaunen, sondern auch ausgiebig speisen - sogar zu später Stunde

Es ist ziemlich viel herumgebaut worden an den Mauern der Giechburg über die Jahrhunderte, auf und auch ab, denn es war einiges los in der Geschichte des Gemäuers nahe dem oberfränkischen Scheßlitz. Grafen errichteten sie und Fürstbischöfe ließen sie so umfassend erweitern, dass im 15. Jahrhundert sogar der Bamberger Domschatz dort verwahrt wurde. In den Kriegen des 16. Jahrhunderts wurde die Giechburg stark zerstört und erlebte noch eine kurze Blütezeit, als sie der nächste Fürstbischof zum Renaissanceschloss ausbauen ließ. Dann ging es bergab, Bedeutung und Mauern bröckelten. Bis sie vor gut 50 Jahren erst ein Liebhaber und dann der Landkreis kaufte und langsam wieder ausbaute. Heute ist die Burg immer noch eine Ruine, aber eine durchaus betrachtenswerte. Vor allem der Blick hinunter nach Scheßlitz und Bamberg ist ganz wunderbar. Bei gutem Wetter kann man bis in die Rhön und in den Thüringer Wald schauen. Und hinüber zum Gügel. Auf dem Hügel, den nur ein Tal von der Giechburg trennt, das hübsch durchwandert werden kann, steht eine Kirche, die sich spektakulär auf einen Felssporn klammert. Schon im 13. Jahrhundert soll es eine erste Kapelle gegeben haben, die heutige Gügelkirche wurde 1618 fertiggestellt. Sie ist dem heiligen Pankratius geweiht, aber im Volksmund heißt die Kirche einfach nur der Gügel. Das reicht. In der Unterkirche verbirgt sich eine Lourdes-Grotte, wo viele Wallfahrer ihre Bitten und Danksagungen und ihre Kerzen hinterlassen haben. Über zwei Wendeltreppen geht es hinauf in den Kirchenraum. Kanzel und Empore stammen aus dem Bamberger Dom, als sie dort nicht mehr gebraucht wurden kamen sie im 19. Jahrhundert auf den Gügel.

Wie auf der Giechburg steht auch am Gügel ein Wirtshaus, das ist wichtig in Oberfranken. In vielen Orten gibt es noch kleine Brauereien, in Merkendorf zum Beispiel gleich zwei. Einkehren kann man auch in Scheßlitz, das sich selbst als das Tor zur Fränkischen Schweiz bezeichnet. Das Städtchen ist das vielleicht älteste im Landkreis Bamberg und wirbt mit Giechburg und Gügel gleich mit zwei Sehenswürdigkeiten. Im Ortsteil Straßgiech hat Ingrid Winklmann den Glanzersmichl eröffnet und bekocht dort am Wochenende ihre Gäste. Wer spät nachts noch Hunger bekommt, der fährt ebenfalls nach Straßgiech zur Bäckerei Rahmer. Da treffen allerhand Nachtschwärmer aufeinander, auf dem Heimweg von der Disco vielleicht.Es kommen aber auch solche, die einfach mitten in der Nacht Lust auf eine Leberkässemmel bekommen. Leberkäs gibt es bei Rahmer in den unterschiedlichsten Varianten, aber auch Pizza, Börek und Schoko-Bananen. Jeden Tag ab 22 Uhr.

Für den Tipp danken wir Manuela Merz aus Eckental.

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Quelle:
SZ vom 23.02.2016 / kaa
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