Ausflugstipps:Kultur statt Kampf

Grafik Glacis Stadtpark

Übersichtsplan der Bundesfestung Neu-Ulm. SZ-Grafik

Früher standen dort Soldaten für den Ernstfall bereit, heute bietet der Glacis-Stadtpark jedermann Platz für Erholung und Kunstgenuss

Von Dietrich Mittler

Mal ganz abgesehen von den Menschen, die dort leben: Neu-Ulm hat doch einiges mehr zu bieten als die Brücken, die zur Nachbarstadt Ulm und ihrem beeindruckenden Münster führen. Auch wenn man das als Bahnreisender erst gar nicht glauben möchte. Aber ist man erst einmal dem Beton-Canyon, der sich Bahnhof nennt, entkommen, so lassen sie sich finden, die schönen Seiten Neu-Ulms. Eine davon ist der Glacis-Stadtpark, der 1980 ein wichtiger Bestandteil der gemeinsamen Landesgartenschauen von Ulm und Neu-Ulm war.

Unsere Vorväter würden nun wohl ungläubig mit dem Kopf schütteln: In ihrem Verständnis stand der Begriff "Glacis" für Gefechtsbereitschaft. Und dafür war das Glacis, die flach ins Gelände auslaufende Erdaufschüttung vor dem Festungsgraben, unentbehrlich, da es den Verteidigern freies Schussfeld gewährte. Aber beim Besuch des Glacis-Parks mit seiner Blütenpracht, stets entlang des mit Schießscharten bewährten Mauerwerks der einstigen Bundesfestung Ulm, überkommt Stadtbummler, Ausflügler und Schlachtfeld-Touristen doch der Wunsch, dass heutige Militär-Hightech irgendwann auch so idyllisch herumstehen wird - als nie im Kampf eingesetzte Augenweide sozusagen.

Und die Festungswerke in Neu-Ulm waren aus damaliger Sicht Hightech. Da ist etwa dieses sich durch den Park windende Gewässer, das an warmen Tagen dazu einlädt, die Füße reinzuhängen. Einst war dieses ursprünglich sehr tiefe Kanälchen, "Künette" genannt, eine tödliche Falle für den Feind, wenn der durch überflutetes Gelände auf die Festung zuwatete und in der Künette den Boden unter den Füßen verlor. Solche Geschichten erfährt, wer beim Förderkreis Bundesfestung Ulm eine Führung vereinbart, erreichbar im Internet unter www.festung-ulm.de. Der Förderkreis bietet im ehemaligen Pulvermagazin unter dem Wasserturm eine Ausstellung an; der Besuch sollte vorher vereinbart werden. Zu sehen gibt es da etwa Miniaturnachbildungen der großen Festungswerke. Wer hier Lust auf mehr bekommt, kann sich auf dem 12,5 Kilometer langen Festungsweg umsehen. Die Städte Ulm und Neu-Ulm haben dazu eigens einen Flyer mit Karte und kurzen Erklärtexten zu den Bauwerken herausgegeben. Er lässt sich ebenfalls unter www.festung-ulm.de herunterladen.

Gemütlicher ist es aber, im Glacis-Stadtpark zu bleiben. Von Mai bis August stehen dort viele Veranstaltungen auf dem Programm: Das reicht vom Sonntagskonzert über Rock & Jazz bis hin zu Kindertheater-Aufführungen und Gottesdiensten. Das Programm findet sich im Internet unter www.glacis.neu-ulm.de. Weitere Touren durch die Stadt hat Neu-Ulms tüchtige Stadtarchivarin Janet Loos in der kostenlosen Broschüre "Stadtgeschichten" zusammengestellt (www.stadtgeschichten.neu-ulm.de).

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