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Ausflugstipps:Felsen-Fest

In der Fränkischen Schweiz scheint sich alles um Steine zu drehen: vom Wagner-Felsen über Pottenstein bis zum früheren Mauerring rund um Waischenfeld

Kein Zweifel, Richard Wagner war in der Fränkischen Schweiz, alles andere wäre auch merkwürdig für einen, der seine Tage in Bayreuth verbracht hat. Ob Wagner auch auf dem nach ihm benannten Fels in Waischenfeld stand, ob er ihn nur von Weitem sah oder ihm jemand davon erzählt hat - man weiß es nicht genau. Im Grunde ist das auch egal. Der Stein heißt nun mal Wagner-Fels, er ist nicht der größte und bestimmt nicht der schönste in Waischenfeld und im Vergleich zu anderen Gesteinsformationen im Wiesenttal auch sonst nicht besonders. Aber irgendwie eben doch: Als im November ein Stein der Fränkischen Schweiz von sich reden machte, war es der Wagner-Fels. Nicht verirrter Opernliebhaber wegen, sondern einfach deshalb, weil er abzustürzen drohte. Anwohner, deren Haus evakuiert werden musste, fanden das eher irritierend. "Der steht ja wohl seit Jahrmillionen da rum", sagte eine. Nutzte aber nichts. Eine Spezialfirma musste ihn sichern, jetzt bleibt der Wagner-Brocken hoffentlich da, wo er ist.

Waischenfeld ist bestimmt nicht der berühmteste Ort in der Fränkischen Schweiz, Pottenstein und Gößweinstein etwa sind deutlich populärer. Aber die charakteristische Mischung aus schroffem Fels, sanften Waldhügeln und gurgelnden Flussläufen kann man in Waischenfeld ähnlich gut erleben, und muss dafür nicht erst den wankenden Wagner-Fels besteigen. Viel eher bietet sich an, die Burgruine, das Wahrzeichen der Stadt, zu besuchen. 1315, als Waischenfeld die Stadtrechte erteilt bekam, wurde zusätzlich ein geschlossener Mauerring um die Häuser gezogen. Von diesem aber ist, Folge einer bewegten Geschichte, kaum mehr was übrig geblieben. Auch die mittelalterlichen Befestigungsanlagen auf dem Schlosshügel, darunter der Turm namens "Steinerner Beutel", sind angemessen ruinös. Genau so eben, wie es die Dichter der Romantik gerne sahen. An literarischen Lobreden auf das Wiesenttal herrscht dann auch kein Mangel.

Wer Oberfranken besucht, muss Bier trinken. In Waischenfeld-Stadt sind sie so großzügig, zu diesem Zweck auf den Brauereigasthof Krug im Ortsteil Breitenlesau zu verweisen. Ein Besuch der 400 Jahre alten "Russenlinde" (ein Verweis auf einen dort angeblich gestorbenen russischen General) rundet den Besuch ab. Auch sehenswert ist die Weiße Marter bei Köttweinsdorf, die für sich in Anspruch nehmen darf, die größte Dreifaltigkeitsstatue Deutschlands zu sein. Zurück in Waischenfeld lohnt noch ein Blick ins "Ger-Haus", ein Projekt des Ehepaars Elvira und Heinz Gerhäuser. Künstler sollen dort in Kursen miteinander ins Gespräch kommen. Und im Idealfall stoßen noch Wissenschaftler aus dem nahen Fraunhofercampus hinzu.

Für die Tipps danken wir Gundi Eder aus München.

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SZ vom 08.12.2015 / prz
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