Ausflugstipps:Attraktionen jenseits der Schlösser

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Die königlichen Prunkbauten kennen alle: Mit Villa Rustica, Schlossberg, Lechschlucht und Alatsee bietet das Allgäu weniger Bekanntes

Auf der B 17 zwischen Schwangau und Füssen muss man geduldig sein. Vor Wut ins Lenkrad zu beißen, bringt nichts, fremde Autos schleichen nun einmal. Trotz der eigens angelegten Haltebuchten zum Königsschlösser-Fotografieren. Geht beim Fahren doch genauso. Und, klar, der Anblick ist majestätisch, bei jedem Wetter. Eine Besonderheit Schwangaus haben die Fremden, wie Touristen bei manchem Einheimischen noch heißen, dann aber schon übersehen. Nicht erst die Benediktiner trauten sich im Mittelalter ins wilde Allgäu. Die Römer waren vor ihnen da. Die Via Claudia Augusta verband Augsburg seit etwa 45 n. Chr. mit Norditalien. Am Fuß des Tegelbergs, neben dem Eingang zur Bergbahn, liegen die Überreste einer Villa Rustica. Der Gutshof wurde 1934 entdeckt und dürfte im zweiten Jahrhundert nach Christus gebaut worden sein. Zur antiken Villa gehörte sogar ein kleines Bad mit Fußbodenheizung und Fresken an den Wänden.

Weniger luxuriös dürften die Soldaten gelebt haben, die um 300 auf dem Füssener Schlossberg hausten. Experten vermuten sogar, dass noch einige Siedlungsreste der Römer im Boden liegen. Eine Reise zurück in diese Zeit verspricht auch der Winterspaziergang am und im Forggensee - im Winter ist das Wasser des Stausees weitgehend abgelassen. Auf seinem Grund sind neben den Fundamenten der 32 Gebäude, die 1951 dem Bau der Talsperre weichen mussten, auch Reste der alten Römerstraße sichtbar. Im Sommer lohnt es sich, den Blick zu heben, egal ob schwimmend oder auf einem der Schiffe, die übers Wasser kreuzen. Der Blick auf Neuschwanstein und Hohenschwangau ist besonders schön - und verursacht garantiert keine Staus.

Wer Mythen mag, ist im Allgäu generell richtig und wird auch rund um Füssen fündig: Die Lechschlucht (lat. ad fauces) gab der Stadt Füssen nicht nur ihren Namen und verlangte den Flößern früher einiges ab, dort soll der Heilige Magnus auf der Flucht vor feindlichen Heiden todesmutig über den Lechfall gesprungen sein. Der Fußabdruck ist noch immer zu sehen. Wenige Kilometer entfernt, aber ungleich geheimnisvoller, ist der Alatsee. Auch Heimatkrimi-Fans, die noch nie im Allgäu waren, sollte der See ein Begriff sein. Die Mythen um den Alatsee, dessen Wasser sich rot färbt und an dem Gespenster hausen, haben es in die Krimis um den grummeligen Kommissar Kluftinger geschafft.

Beruhigender ist die Ausstellung im Stadtmuseum zur Tradition des Instrumentenbaus. 1562 wurde in Füssen die erste Lautenmacherzunft Europas gegründet, im Barock galt die Stadt als Zentrum des Geigenbaus. Die Bergwälder brachten das Holz, die Augsburger Fürstbischöfe die Aufträge. Hunderte Instrumentenbauer gründeten in europäischen Metropolen wie Sankt Petersburg, Liverpool oder Padua neue Werkstätten.

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