Aus der Tabuzone:Bessere Hilfe für Suizidgefährdete

Lesezeit: 1 min

Gesundheitsministerin will Angebot speziell für Jugendliche ausbauen

In Bayern haben sich nach Auskunft von Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) im Vorjahr insgesamt 111 junge Menschen das Leben genommen. "Bei Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren ist Suizid nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache", sagte die Ministerin am Mittwoch. Huml kündigte an, das Hilfsangebot für suizidgefährdete Jugendliche weiter auszubauen. "Es ist wichtig, das Thema aus der Tabuzone zu holen", betonte sie. Je früher die Betroffenen auf Hilfe und Zuwendung zugreifen könnten, umso besser seien die Chancen, einen Freitod zu verhindern.

Da sich viele Jugendliche nur ungern mit ihren Problemen an Erwachsene wendeten und zudem Hemmungen gegenüber traditionellen Beratungsangeboten hätten, setzt Huml auf das neue Online-Beratungsangebot U 25 des Caritasverbandes Nürnberg. Seit Anfang Oktober können sich dort junge Menschen per Mail an ehrenamtliche Krisenberater wenden, die aus ihrer Altersgruppe kommen. Unterstützt werden die sogenannten Peers von erfahrenen hauptamtlichen Sozialpädagogen. Personen, die suizidgefährdeten Menschen nahestehen, könnten das Portal ebenfalls nutzen, teilte die Ministerin mit. Dabei bleibe - wie bei den Betroffenen selbst - die Anonymität gewahrt. Das Projekt, das vom Gesundheitsministerium im Jahr mit rund 100 000 Euro gefördert wird, ist zunächst auf zwei Jahre ausgelegt. In dieser Zeit wird es in Kooperation mit dem Nürnberger Klinikum evaluiert. Die U 25-Beratung kooperiert überdies eng mit Schulen und Ausbildungsstellen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Aus Sicht der Opposition muss indes in Bayern noch weit mehr geschehen, um Suizide zu verhindern. Die SPD-Gesundheitsexpertin Kathrin Sonnenholzner etwa fordert weitere spezielle Beratungsangebote "für besondere Risikogruppen". Dazu zählten laut Sonnenholzner "junge Homosexuelle, aber auch Migranten". Als weitere Risikogruppe nannte das Gesundheitsministerium auf Anfrage Menschen mit psychischen Erkrankungen, insbesondere jene mit depressiven Störungen. Zudem seien auch suchtkranke Menschen stark gefährdet. Insgesamt nahmen sich 2015 im Freistaat 1799 Menschen das Leben.

© SZ vom 29.12.2016 / dm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: