Süddeutsche Zeitung

Aus Abenberg:550 Kilometer quer durchs Land: Opa holt Enkel mit Pferden von Schule ab

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Etwa vier Wochen war Hans Watzl von Mittelfranken nach Münster unterwegs, um sein Versprechen einzulösen.

Um ein Versprechen einzulösen, ist er 550 Kilometer geritten: Mit zwei Pferden hat Hans Watzl am Montag seine Enkelkinder Hannes (7) und Esther (5) in Münster von der Schule abgeholt. Auf dem Hof der Bodelschwinghschule in Münster wurde er mit einer kleinen Feier willkommen geheißen.

"Na klar", hatte Schulleiterin Petra Bönisch gesagt, als Hans Watzl sie bei der Einschulung von Esther in diesem Sommer gefragt hatte, ob er seine Enkel mit dem Pferd von der Schule abholen dürfe. Gesagt, getan - Watzl plante seine Route, trainierte mit den Pferden im Straßenverkehr. Anfang September ging es dann im mittelfränkischen Abenberg los.

Vier Wochen war er unterwegs, die Pferde dienten abwechselnd als Pack- und Reitpferd. Pausen legte er an jedem sechsten Tag ein. Übernachtet hat Watzl auf Reiterhöfen und Wanderreitstationen. Der 62-Jährige ist leidenschaftlicher Wanderreiter und hat schon mehrere lange Touren hinter sich. Aber so weit wie diesmal ist er noch nie geritten.

"Pitschnass" sei er zwischendurch geworden, erzählt Watzl. Aber er ist extra zu dieser Jahreszeit geritten: Er will den Feiertag am Dienstag nutzen, um mehr Zeit mit seinen Enkeln verbringen zu können. Am Samstag ist er in Münster angekommen, am Montag ist es dann endlich so weit: Hans Watzl führt seine Islandpferde Solfari und Fluga auf den Schulhof der Bodelschwinghschule. "Ich dachte ich hol sie ab, setz' sie drauf und los geht's!", hatte er sich vorher überlegt. Aber ihn erwartete eine kleine Überraschung.

Auf dem Schulhof warten der Zweitklässler Hannes, seine kleine Schwester Esther aus der ersten Klasse und ihre Mitschüler schon gespannt auf das Trio. Als der Großvater ankommt, halten sie ein Willkommensschild hoch, singen ein eigens eingeübtes Lied und Schulleiterin Bönisch hält eine kleine Rede. Für die Pferde gibt es Äpfel und Möhren."Eine sehr großartige und sympathische Aktion" sei das, sagt Petra Bönisch. "Echt cool", findet ein Mitschüler, "aber auch irgendwie verrückt."

Als der Trubel sich etwas gelegt hat, dürfen Hannes und Esther endlich aufsitzen. Ob er vorher überhaupt daran geglaubt hat, dass sein Opa mit zwei Pferden vor der Schule aufkreuzen würde? "Klar, das habe ich geglaubt", sagt Hannes, der grinsend auf dem Pferd sitzt. Versprechen muss man schließlich halten.

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