Das hätten sich die Gegner des Volksentscheids zum Nichtraucherschutz vor knapp 15 Jahren auch nicht träumen lassen. Die Liberalitas Bavariae haben sie bemüht, man solle sie doch bitte in Ruhe lassen, aber es hat alles nichts genützt: Das Rauchen in der Gastronomie ist verboten, wirklich viele Gegner dieser Regelung gibt es heute auch nicht mehr. Selbst Raucher halten klare Luft für angenehm. Und jetzt müssen sie sich wieder aufregen, die Anhänger des „Leben und Leben lassen“: Jetzt bekommen sie auch noch Aschenbecher in die Hand gedrückt, einfach so, kostenlos – mit der unverblümten Aufforderung, keine Sauerei zu veranstalten.
Augsburg verteilt in dieser Woche Hand-Aschenbecher an Raucher, 800 Exemplare wurden bereits im vergangenen Jahr ausgegeben. Die Stadt will durch die Aktion „auf die Vermüllung durch Zigarettenkippen“ aufmerksam machen, sowohl auf den Straßen als auch in Parks und Grünanlagen. Eine Zigarettenkippe, informiert das Ordnungsamt, enthält bis zu 7000 Schadstoffe und kann damit bis zu 1000 Liter Wasser verunreinigen. Die aus Kunststoff bestehenden Filter würden über Jahrzehnte zersetzt und endeten schließlich als Mikroplastik im Meer. Bis zu zwei Drittel aller weltweit gerauchten Zigaretten, weiß das Ordnungsamt Augsburg, landeten auf Straßen, in Grünanlagen und in Gewässern. Wer deshalb in Augsburg erwischt wird, wie er seine Kippe einfach weg schnippt, muss 40 Euro Bußgeld bezahlen. Weil aber selten jemand erwischt wird, setzt die Stadt mit dem Hand-Aschenbecher auf Kooperation.
Mitarbeiter des Ordnungsdienstes verteilen die kleinen Boxen, in denen Raucher ihre gerauchten Kippen aufbewahren können, bis sie einen Mülleimer finden. Oder einen der 500 Aschenbecher, die im Raum Augsburg an Haltestellen oder öffentlichen Plätzen aufgestellt sind. Der Ordnungsdienst soll die öffentliche Sicherheit aufrechterhalten, um „ein friedvolles Miteinander für alle Augsburger Bürger zu ermöglichen“. Man könnte vermuten, dass genervte Raucher nun geneigt sind, auf die öffentliche Ordnung zu pfeifen, weil sie sich wieder gegängelt fühlen, ähnlich wie beim Volksentscheid 2010. Die Stadt Augsburg aber zerstreut die Bedenken: Die Aktion sei im vergangenen Jahr sehr positiv aufgenommen worden.