Augsburg:Weltbild: Droege will nur 593 Stellen erhalten

Der Streit um 300 geplante Entlassungen beim Augsburger Handelshaus Weltbild zieht sich auch vor Gericht in die Länge. Nach einem sechsmonatigen, ergebnislosen Gezerre am Verhandlungstisch haben sich Geschäftsführung und Betriebsrat am Mittwoch erstmals vor dem Arbeitsgericht Augsburg getroffen. Dabei fiel noch keine Entscheidung. Dennoch war die Sitzung für die verbleibenden 900 Mitarbeiter interessant: Denn erstmals verkündete die Arbeitgeberseite offiziell, wie sie sich die Zukunft des Unternehmens konkret vorstellt: So soll das Unternehmen langfristig nur noch 593 Stellen haben. Diese Zahl nannte Weltbild-Anwalt Oliver Bertram. Damit bestätigte er, dass Investor Walter P. Droege sechs Monate nach dem Kauf weitere 300 Menschen auf die Straße setzen will.

Diese Pläne nahm der Betriebsrat zum Anlass für eine Demonstration vor dem Arbeitsgericht. Dabei zeigten etwa 50 Weltbild-Mitarbeiter Fotos, auf denen Droege eine lange rote Nase verpasst wurde und als "Walter Pinocchio Droege" bezeichnet wird. "Herr Droege hat uns versprochen, dass es nach dem Kauf keine weiteren Entlassungen geben wird", sagte der Anwalt des Betriebsrates, Michael Huber, im Gerichtssaal. In der Verhandlung ging es um die Einrichtung einer Einigungsstelle. Dies fordert die Geschäftsführung, der Betriebsrat lehnt dies ab. Die Entscheidung wird nächste Woche verkündet. Die Weltbild-Verlagsgruppe hatte im Januar 2014 Insolvenz angemeldet, damals hatte sie noch 2200 Mitarbeiter - also fast viermal so viel als die genannten 593. Nach der Pleite wurde das Personal auf 1000 gekürzt.

© SZ vom 16.04.2015 / stma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: