Augsburg: Walter Mixa:Rom-Visite von Mixa

Unerwartert erscheint der zurückgetretene Augsburger Bischof Mixa im Vatikan - ein Besuch, der Fragen aufwirft. Und noch ein Alleingang sorgt für Unruhe.

Stefan Mayr

Vor sechs Wochen hat der Augsburger Bischof Walter Mixa seinen Rücktritt angeboten - seit vier Wochen ist er emeritiert. Aber bis heute belastet er sein Bistum - jüngst mit zwei überraschenden Alleingängen. Offiziell hat Mixa seinen Sanatoriumsaufenthalt in der Schweiz beendet und sich in den Urlaub Richtung Toscana verabschiedet. Doch am Freitag tauchte Mixa plötzlich in Rom auf.

Verdacht auf sexuellen Missbrauch gegen Bischof Mixa

Walter Mixa.

(Foto: dpa)

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung traf er sich dort nicht mit Freunden zum gemütlichen Pizza-Essen. Er sprach vielmehr im Vatikan bei der Bischofskongregation vor. Dieses Gremium ist nicht nur mächtig, sondern auch für alle die Bischöfe betreffenden Angelegenheiten zuständig. Mixas Rom-Visite sprach sich rasch auch in Augsburg herum und warf Fragen auf. Im Bistum rätselt man jetzt, was der gescheiterte Hirte mit seinem Alleingang im Vatikan erreichen wollte.

Strebt er nach einer für einen emeritierten Bischof angemessenen neuen Wirkungsstätte? Oder bemüht sich Mixa immer noch um den Nachweis seiner Unschuld, obwohl selbst die Bistumsleitung daran nicht mehr glaubt? Sie hat sich mittlerweile bei den ehemaligen Heimkindern in Schrobenhausen entschuldigt, die dem Bischof vorgeworfen hatten, sie in seiner Zeit als Stadtpfarrer verprügelt zu haben.

Fordert er seine Rehabilitierung vom Vorwurf der Untreue, obwohl inzwischen als gesichert gelten kann, dass Mixa als Kuratoriumschef des Kinderheimes für finanzielle Unregelmäßigkeiten verantwortlich war? Oder will er gar den Rücktritt vom Rücktritt erwirken? Geistliche halten es für möglich, dass Mixa in seiner Verzweiflung noch immer dieses Ziel verfolgt. In Bistumskreisen wird sogar gemunkelt, Mixa habe wegen einer Audienz bei Papst Benedikt XVI. angefragt - und einen Korb kassiert.

Welches Ergebnis die Unterredung mit der Bischofskongregation hatte, ist bislang nicht bekannt. Fakt ist aber, dass Mixas Besuch mit dem Bistum Augsburg nicht abgestimmt war. Prälat Karlheinz Knebel, der zweite Mann in der Interims-Bistumsleitung, bestätigt zwar, dass Mixa in Rom war. "Näheres ist mir dazu jedoch nicht bekannt", sagt er. Auch Knebel geht davon aus, dass Mixa "in Erholungsurlaub" ist.

Doch das trifft offenbar nicht zu. Anstatt sich von der Affäre um Prügel und Untreue zu erholen und seine Knieverletzung auszukurieren, ist der 69-Jährige weiterhin überaus aktiv - in eigener Sache. Dabei scheint er im Kampf um seine Reputation nicht vor einem Konflikt mit der neuen Bistumsleitung zurückzuschrecken. Denn neben seinem Rom-Ausflug hat ein weiterer Alleingang Mixas für Unruhe in der Diözese gesorgt: Für den Sommer hat er eine große Feier seines 40-jährigen Priesterjubiläums geplant - ausgerechnet in der umstrittenen Gebetsstätte Wigratzbad bei Lindau, in der die erzkonservative Petrusbruderschaft ansässig ist.

Weihbischof Josef Grünwald, der das Bistum vorübergehend leitet, musste ein Machtwort sprechen, um die Mixa-Feier zu verhindern. Ursprünglich war eine Jubiläumsfeier am 18. Juli im Augsburger Dom geplant, doch dieser Termin wurde im Zuge der Prügelaffäre abgesagt.

Viele Priester fragen sich kopfschüttelnd, warum Mixa angesichts der Vorkommnisse um seine Person nicht auf eine Feier verzichten will - zumal der 40.Jahrestag der Weihe viel weniger Bedeutung hat als der 25. oder 50. Doch die Bistumsleitung scheint sich damit abgefunden zu haben, dass sich Mixa als emeritierter Bischof seine Feier nicht nehmen lassen wird. "Wo und wann das Jubiläum gefeiert wird, ist noch nicht entschieden", sagt Prälat Knebel. Nur eines sei sicher: "Nicht in Wigratzbad."

Offenbar befürchtet die Bistumsleitung ein großes Fest mit zahlreichen Solidaritätsbekundungen für Mixa, dessen Anhänger nach wie vor zahlreich sind. Weihbischof Grünwald hat deshalb alle Hände voll zu tun, um eine weitere Spaltung des Bistums zu verhindern - und die vorhandenen Gräben nicht allzu deutlich in Erscheinung treten zu lassen.

Dies war wohl auch seine Motivation dafür, dass er sich am Dienstag von der sogenannten Augsburger Pfingsterklärung in Teilen distanzierte. In dem Papier fordern Geistliche und Laien einen Neuanfang im Bistum, eine kritische Analyse der Missstände auf Führungsebene sowie Rücknahmen von umstrittenen Personalentscheidungen Mixas.

Nach Angaben der Initiatoren haben bislang 1600 Menschen unterschrieben, darunter vier Regionaldekane und etliche Dekane. Doch Weihbischof Grünwald kann sich die Erklärung nach eigenen Angaben "nicht zu eigen machen". Sie enthalte zwar "durchaus positive Anregungen", doch er kritisiert auch: "So kann kein Weg der inneren Heilung und des Neuanfangs beginnen."

Einen kleinen, versöhnlichen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch aus Kempten: Dort hat Dekan Michael Lechner inzwischen seinen Rücktritt zurückgenommen. Er hatte sein Amt aus Protest gegen die "erschreckend perspektivlose" Wahl von Grünwald zum Diözesanadministrator niedergelegt. Auch die Zahl der Kirchenaustritte geht langsam zurück: Im April hatten sich in Augsburg 289 Christen von der Kirche abgewendet - das war neuer Rekord. Im Mai waren es "nur noch" 249 Austritte. Das sind aber immer noch 160 mehr als im Vorjahr.

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