Augsburg: Walter Mixa:Alleingänge des Bischofs

Das Bistum Augsburg wartet noch immer auf eine Antwort des Papstes: Inzwischen kommen täglich neue und unangenehme Hinterlassenschaften von Walter Mixa ans Licht.

S. Mayr

Das Bistum Augsburg atmet auf - so hieß es nach dem Rücktrittsangebot von Bischof Walter Mixa am vergangenen Donnerstag. Jetzt ist eine Woche vorbei - und von Erleichterung kann keine Rede mehr sein. Alles wartet auf eine Antwort aus dem Vatikan, doch das Verfahren zieht sich wie ein Pilgergang nach Santiago de Compostela.

Bischof Walter Mixa, dpa

Walter Mixa: Täglich werden neue Vorwürfe gegen den Bischof von Augsburg laut.

(Foto: Foto: dpa)

Während Geistliche und Gläubige auf die Bestätigung des Rücktritts warten, treten immer mehr Altlasten zutage, die Bischof Mixa dem Bistum hinterlassen hat.

Priester berichten, dass Geistliche aus dem Bistum an den Generalvikar Karlheinz Knebel Vorwürfe gegen Mixa herangetragen haben, die alle bisherigen Beschuldigungen (Prügel für Heimkinder, Veruntreuung von Stiftungsgeld) noch übertreffen. Offenbar sind die Vorwürfe derart massiv, dass die drei Bischöfe Zollitsch, Marx und Losinger am Donnerstag persönlich beim Papst vorsprachen.

Unter den Religionslehrern in der Diözese sorgt unterdessen eine Personalentscheidung des Bischofs für großen Unmut: Offenbar hat Mixa im Ordinariat den Chefposten der Schulabteilung per Alleingang mit einer ihm genehmen Kandidatin besetzt - obwohl es weitaus besser qualifizierte Bewerber gab.

Nach SZ-Informationen haben Lehrer einen Beschwerdebrief an das Bistum geschrieben, in dem sie die Entscheidung kritisieren. Als neue Leiterin der Schulabteilung des Ordinariats ist die außerplanmäßige Universitätsprofessorin Gerda Riedl vorgesehen. Damit wäre sie für mehr als 4000 Lehrer zuständig. "Es gibt ein großes Akzeptanzproblem", sagt ein Lehrer, der nicht genannt werden will. "Frau Riedl ist bestimmt eine hochqualifizierte Wissenschaftlerin, aber sie hat seit Jahrzehnten keinen klassischen Religionsunterricht gegeben."

Offenbar hatte sich ein ordentlicher Professor der Religionspädagogik beworben - doch nun soll ausgerechnet eine Dogmatikerin für die Praktiker sowie für Grund- oder Sonderschüler verantwortlich sein.

Angesichts dieser Entscheidung beschreibt ein Domkapitular resigniert seine Ohnmacht: "Ich fühle mich wie ein Linienrichter, der winkt und winkt und winkt, aber der Schiedsrichter beachtet mich nicht."

Insider glauben, dass die als konservativ bekannte Gerda Riedl den Religionsunterricht im Bistum im Sinne Mixas umkrempeln sollte.

Dies ist nicht die einzige Personalentscheidung, die selbst bei Mixa-Freunden Unverständnis auslöste. Nach SZ-Informationen installierte der Bischof zu Beginn seiner Amtszeit 2005 einen Diakon in Füssen, obwohl er wusste, dass dieser kein Abitur besaß und als Urkundenfälscher vorbestraft war. Erst nach erheblichem Widerstand innerhalb des Klerus wurde der Mann abgezogen.

Erheblichen Unmut löste 2005 und 2006 auch der Umbau des Augsburger Bischofshauses aus. Von teuren Barockmöbeln und Seidentapeten war die Rede. Nachdem das Bistum wochenlang gemauert hatte, gab das Generalvikariat nun erstmals Zahlen bekannt: Der Umbau kostete 721.000 Euro - ein großer Teil dieser Kosten sei aber auch durch dringend notwendige Sanierungsarbeiten entstanden.

Staatsanwälte haken nach

Auch im Schrobenhausener Kinderheim St. Josef schreitet die Aufarbeitung der Vergangenheit voran. Die Heimleitung bestätigte nun, dass zwei vorläufig beurlaubte Ordensschwestern nicht mehr zurückkehren werden. Ihnen wird vorgeworfen, Heimkinder über Jahre hinweg mit Gegenständen geprügelt und psychisch gedemütigt zu haben.

Offenbar gab es auch in jüngster Zeit körperliche Übergriffe in dem Kinderheim. Deshalb hat sich die Staatsanwaltschaft Ingolstadt eingeschaltet und vom Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen Unterlagen angefordert.

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