Augsburg:Uni bangt um Elite-Studiengang

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Finanz- und Informationsmanagement: 2020 könnte schlimmstenfalls Schluss sein

Von Vinzent-Vitus Leitgeb, Augsburg

Edmund Stoiber trug in seiner Rede am 22. Oktober 2004 dick auf. Als er den neuen Studiengang Finanz- und Informationsmanagement (FIM) an der Uni Augsburg eröffnete, sagte Stoiber, damit leite er eine neue Epoche der bayerischen Begabtenförderung ein: eines der ersten Masterprogramme im Elitenetzwerk Bayern, mit den höchsten finanziellen Zuschüssen überhaupt, mitgetragen von der TU München, der Uni Bayreuth und großen Wirtschaftsunternehmen wie Allianz oder SAP.

Ganz losgelöst von epochalen Verheißungen war der Studiengang seither durchaus erfolgreich. Er wurde mehrmals ausgezeichnet für die Kombination aus Betriebswirtschaftslehre, Mathematik und Informatik und gelobt für seine Praxisnähe. Durch innovative Projekte der Studenten war er öfter in den Medien. Und trotzdem könnte 2020 Schluss sein. Seit Monaten ist die Zukunft des Masters unklar.

Die Unsicherheit über die Vorgänge ist vor allem im FIM-Absolventen-Netzwerk zu spüren. Es kursieren E-Mails, offene Briefe und Dokumente zur aktuellen Situation. Immer wieder in der Kritik: Augsburgs Unipräsidentin Sabine Doering-Manteuffel. Sie habe den Verlängerungsantrag für den Studiengang, der alle fünf Jahre im Wissenschaftsministerium benötigt wird, nicht fristgerecht weitergeleitet. Die Gründe dafür seien völlig unklar und die Weiterführung des FIM-Studiengangs über den Jahrgang 2017 hinaus sehr unwahrscheinlich. So steht es in einer E-Mail der Studiengangleitung vom 9. August. Dabei ist in dem Schreiben, aber auch in anderen Dokumenten, bereits eine mögliche Erklärung für die Verzögerung zu finden: im ersten Verlängerungsantrag, den Studiengangkoordinator Hans Ulrich Buhl im Februar vorgelegt hat, war eine zusätzliche, englischsprachige Klasse im Masterprogramm geplant. Schon im ersten Kooperationsvertrag der drei beteiligten Unis aus dem Jahr 2004 war diese vorgesehen. Umgesetzt wurde sie aber bisher nicht. Auch diesmal habe Doering-Manteuffel sie nicht mittragen wollen und zwei getrennte Anträge gefordert: einen über die generelle Fortführung des Masters, einen über dessen Erweiterung, so steht er in einem Dokument.

Für 2018/2019 könne man sich bedenkenlos einschreiben, heißt es in von der Uni

Diese Darstellung stützen die Aussagen der Universitätsleitung selbst. Es gehe überhaupt nicht um die Existenz des Studienganges, sagt Michael Hallermayer, Sprecher von Doering-Manteuffel. "Aber um den Master zu behalten muss das Konzept passen." Eine zusätzliche englische Klasse sei weder von der Uni Augsburg noch von der TU München unterstützt worden.

Ein Grund dafür ist wohl die Finanzierung, die mit dem Förderungskonzept des Eitenetzwerks Bayern zusammenhängt. Alle Studiengänge darin werden für maximal zehn Jahre finanziell unterstützt. Danach gibt es nur noch den Namenszusatz "Elite" nach entsprechender Qualitätsprüfung. Die Kosten, um das Studienangebot zu erhalten, liegen bei den Unis selbst. Im Fall des FIM eben seit 2015.

"Es geht bei dem Antrag also alleine um das Label des Elitestudiengangs", sagt Hallermayer. Dafür prüfe man nun den überarbeiteten Antrag ohne Erweiterung des Studiengangs, der Mitte Juni eingegangen ist. Das dauere eben seine Zeit. Auch ohne Bescheid des Ministeriums könne der Studiengang aber fortgeführt werden, sagt Hallermayer. "Ich gehe davon aus, dass Studenten sich für 2018/19 bedenkenlos bewerben können."

Wie aus den Briefwechseln hervorgeht, ist man in Kreisen der Studiengangleitung da weniger optimistisch. Über die Kritik an der Erweiterung besteht Unverständnis. Doering-Manteuffel habe der englischen Klasse 2015 zuletzt explizit zugestimmt. Auch die Leitung der TU München sei überzeugt gewesen. Außerdem wird bezweifelt, dass der Studiengang außerhalb des Elitenetzwerks weiter bestehen könne.

Immerhin haben inzwischen neue Unternehmen zugesagt, das Programm zu unterstützen: "Wir tun dies in Kenntnis der aktuellen Weiterführungsproblematik", sagt Thomas Spitzenpfeil, Mitglied des Vorstands von Zeiss. "Die einzigartige Kombination sollte nach unserer festen Überzeugung langfristig weiter bestehen." Ob das passiert oder in welcher Form der Studiengang nun fortgeführt wird, soll Ende dieser und Anfang nächster Woche von den drei Partnerunis entschieden werden.

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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