Augsburg:Aufnahmestopp für Igel

kleines Igelchen sucht neue Heimat

Im Augsburger Tierheim sind so viele Igel wie noch nie abgegeben worden - nun ist kein Platz mehr.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Das Augsburger Tierheim weiß nicht mehr wohin mit all den Igeln, die dort abgegeben werden - und muss zu drastischen Mitteln greifen.

Von Viktoria Spinrad, Augsburg

Das Augsburger Tierheim gilt gemeinhin als Leuchtstern unter den Archen dieser Erde. Was, beziehungsweise wen, hat man hier nicht schon alles aufgenommen. Eine Schildkröte, die sich auf einer Skateranlage verirrt hatte. Einen Wellensittich, der im Fitnessstudio offenbar Muskelaufbau betreiben wollte. Ein Kamerunschaf namens Cinderella, das sich auf der Kelleraußentreppe eines Hauses rumtrieb. Eine fünfköpfige Familie Dschungarischer Zwerghamster, die ein herzloser Bösewicht ausgesetzt hatte. Die Hamstereltern erhielten die Namen Homer und Marge, ihr Nachwuchs wurde Lisa, Maggie und Bartina getauft. So weit, so unermüdlich.

Doch dieser Tage müssen selbst die Berufsidealisten aus Schwaben kapitulieren. In den vergangenen Tagen und Wochen sind gleich 40 Igel abgegeben worden - "so viele wie noch nie", wie eine Mitarbeiterin der Augsburger Allgemeinen berichtet. Von einer regelrechten Schwemme ist die Rede, und von Platzmangel. Selbst die eingefleischten Tierretter wissen nun nicht mehr, wohin mit den Tierchen. Die Konsequenz: ein vorläufiger Aufnahmestopp. Autsch.

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Immerhin: Der Aktionsplan des Tierheims klingt weniger nach Abschiebung als nach dezentraler Unterbringung. Mit ein paar einfachen Tricks könne man kleine Igel auch jetzt noch so weit aufpäppeln, dass sie bis Ende November genügend Gewicht zulegen und in den Winterschlaf gehen können, so eine Pflegerin. Schritt 1: den Igel vorsichtig in eine sichere Schachtel geben, mit Laub bedecken und ein wenig Wasser bereitstellen. Schritt 2: Tierchen möglichst mit Katzen-Nassfutter versorgen. Schritt 3: konsequente Betreuung - man sollte junge Igel in der Garage oder im Keller überwintern lassen, inklusive täglicher Fütterung und Entfernung des Unrats.

Den erkennt man im Übrigen an seiner walzenförmigen Rollung, den spitz zulaufenden Enden und den Insektenresten. Alles klar? Das wird schon, versprochen. Ansonsten einfach beim Augsburger Tierheim anfragen. Dort lernen die Pfleger die unermüdlichen Tierretter von morgen zur gewissenhaften Igelpflege ein.

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