Freizeit:Eine Surfwelle für Augsburg

Freizeit: Noch stehen nur Politiker auf der trocken gelegten Rampe, möglichst bald sollen an der neuen Augsburger Surfwelle Sportler auf dem Wasser stehen.

Noch stehen nur Politiker auf der trocken gelegten Rampe, möglichst bald sollen an der neuen Augsburger Surfwelle Sportler auf dem Wasser stehen.

(Foto: Florian Fuchs)

Nach Münchner Vorbild wollen inzwischen viele Städte eine künstliche Welle für städtische Surfer. In Augsburg startet nun der Bau einer solchen Rampe, die für Profis wie Anfänger eingestellt werden kann.

Von Florian Fuchs, Augsburg

Das Wasser spielt in Augsburg seit jeher eine wichtige Rolle. 530 kleine und große Brücken führen in der Schwabenmetropole über kleine Bäche und große Flüsse, so zumindest zählt die deutsche Unesco-Kommission. 22 Brunnen, Wasserbauwerke und Kanäle gehören zum Augsburger Welterbe Wassermanagement-System, darunter die Kanustrecke am Eiskanal, für die Olympischen Spiele 1972 errichtet und bis heute weltweit Vorbild für künstlich angelegte Wildwasserstrecken. Da ist es erstaunlich, dass sich Augsburg beim Surfen bis heute das Wasser hat abgraben lassen vom Münchner Eisbach. Aber damit soll nun endlich Schluss sein: mit einer Surfwelle am Senkelbach.

Künstliche Wellen sind inzwischen bundesweit in vielen Städten in der Planung oder in Betrieb. Neben dem Münchner Vorbild, schon lange touristisches Ziel und in vielen Reiseführern vertreten, hat auch Nürnberg im vergangenen Jahr eine solche Surfwelle eröffnet. Klar, dass Ministerpräsident Markus Söder damals zur Eröffnung mit aufs Foto wollte. Zum Baubeginn in Augsburg kamen am Montag ebenfalls mehr Politiker als auf ein Surfbrett passen. Darunter neben örtlichen Mandatsträgern auch Fabian Mering, parlamentarischer Geschäftsführer der Freien Wähler im Landtag, der für sich reklamiert, die entscheidenden Fördermittel eingeworben zu haben sowie CSU-Sportminister Joachim Herrmann. Es ist Landtagswahlkampf, da kann es nicht schaden, auch beim jüngeren Publikum zu punkten. Zumal "eine Surfwelle inzwischen offenbar zum Großstadtkriterium in Bayern geworden ist", wie Herrmann witzelt.

Auf einer Breite von acht Metern dürfen hier Sportler künftig mit einem Surfbrett, einem Bodyboard, einem Wakeboard oder einem Kajak Spaß haben - mit einigen Besonderheiten. Die Surffreunde Augsburg haben einen Prallschutz und andere bauliche Hilfestellungen für Anfänger eingeplant. Sie kündigen an, dass dort auch Sportler, die noch nie ein Surfbrett in der Hand gehalten haben, innerhalb von zehn Minuten ihre erste Welle reiten können. Zumal jederzeit Aufsichtspersonen dort sein sollen. Und die Konstruktion erlaubt es, eine Welle abgestuft nach Schwierigkeitsgraden zu generieren: für Profis, für Fortgeschrittene, für Lernende, je nachdem, wer gerade auf dem Wasser ist. Aus Rücksicht auf Anwohner kann die Welle zu Ruhezeiten auch so abgeflacht werden, dass sie unsurfbar wird.

Dies alles haben Studierende des Bachelorstudiengangs Bauingenieurwesen an der Hochschule Augsburg entwickelt, gemeinsam mit ihrem Professor Sergej Rempel und einem Ingenieurbüro. Die angehenden Bauingenieure haben dafür eine vorhandene Sohlschwelle im Senkelbach eingeengt, die künstliche Rampe besteht aus Carbon-Recyclingbeton. Der ist laut Hochschule rostfrei und sechsmal tragfähiger als Stahl, zudem kann das Bauteil in der Herstellung leichter geschwungen und geformt werden, was mit einer herkömmlichen Stahlbewehrung so kaum möglich ist. Sie Rampe besteht aus Bauschutt und schont Ressourcen. "Das Projekt zeigt, dass die von uns eingesetzte Kombination aus Carbonbewehrung und Recyclingbeton funktioniert. Für die Bauwelt ist das zukunftsweisend", sagt Rempel.

Ein Crowdfunding soll den zweiten Bauabschnitt finanziell absichern

Der Senkelbach ist momentan zur Reinigung abgelassen, ein kurzes Baufenster für den Verein Surffreunde Augsburg, der das Projekt stemmt. Mehr als 400 Personen stark ist der Verein inzwischen, die Mitgliedschaft soll Voraussetzung sein, um auf der neuen Welle surfen zu dürfen. Aus den Beiträgen finanziert sich das Spektakel auch, neben 180 000 Euro vom Staat und 90 000 Euro von der Stadt Augsburg. Wobei die Verantwortlichen gerade noch eine Crowdfundingkampagne laufen haben, für einen zweiten Bauabschnitt, in dem es um die Umsetzung des Sicherheitskonzepts, die Wellenmechanik und eine Aufenthaltsplattform geht.

All diese Maßnahmen können die Surffreunde erst bauen lassen, sobald der Senkelbach wieder gefüllt ist und die Finanzierung steht. 80 000 Euro benötigt der Verein. Ob bereits in diesem Jahr gesurft werden kann, ist deshalb auch noch ungewiss. Für Augsburg wäre ein schneller Start nach Ansicht von Fabian Mehring auch eine Chance, das sperrige Thema Welterbe etwas aufzupolieren. Unter "Wassermanagement-System" kann sich nun einmal kaum jemand etwas vorstellen, der 2019 errungene Titel lockt weniger Touristen an als erhofft.

Eine Surfwelle, sagt Mehring, könne das Welterbe "herzens- und jugendtauglicher" machen. Wobei Oberbürgermeisterin Eva Weber bei der Eröffnung erzählt, dass sie durchaus auch Augsburger in der Generation Ü 60 kennt, die sehnsüchtig auf die Welle warten - um endlich mitten in der Stadt, gegenüber vom Plärrer-Festgelände, auf ein Surfbrett steigen zu können.

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