Augsburg:Sie pfeift wieder

Augsburg: Orgelbaumeister Siegfried Schmid aus Immenstadt (links) erläutert mit einem Mitarbeiter das Instrument.

Orgelbaumeister Siegfried Schmid aus Immenstadt (links) erläutert mit einem Mitarbeiter das Instrument.

(Foto: Florian Fuchs)

Die Steinmeyer-Orgel im Kongress am Park ist saniert

Von Florian Fuchs, Augsburg

17 Jahre ist es her, dass aus der Steinmeyer-Orgel im Kongress am Park in Augsburg der letzte Ton herauskam. Nun ist es vorbei mit der Stille. Die Generalsanierung der 4485 Pfeifen ist abgeschlossen, die Orgel steht neu herausgeputzt da. Sie gibt allerdings, wie Orgelbaumeister Siegfried Schmid vorführte, noch immer schräge Pfeiftöne von sich. Nach der Wiederherstellung muss sich Schmid die nächsten Monate um die Intonation kümmern: Jeder einzelne Pfeife wird wieder richtig gestimmt - rein nach Gehör.

Als "Königin der Kongresshalle" wurde das Instrument 1972 bei seiner Fertigstellung durch die Firma Steinmeyer aus Oettingen bezeichnet. Die Orgel ist eine Rarität, weil sie nicht in einer Kirche, sondern in einem Konzertsaal steht. Mit den Jahren aber verlor das Instrument seinen Glanz. Es pfiff, so formulierte es am Dienstag Augsburgs Finanzreferent Wolfgang Hübschle, aus dem letzten Loch. Im Blasebalg waren faustgroße Löcher, in den Pfeifen hatte sich Staub abgelagert. Die Hersteller verwendeten Schaumgummi als Polster für die Tonventile. Der Gummi löste sich zum Teil komplett auf, weshalb manchmal Töne erklangen, auch wenn niemand eine Taste gedrückt hatte.

Schmid hat dies nun alles repariert, er hat statt Schaumgummi auch wieder einen Belag aus Filz und Leder für die Tonventile verwendet, wie es seit Jahrhunderten gemacht wird. "Einer der wenigen Vorteile der Pandemie war, dass wir die letzten Monate ungestört arbeiten konnten", sagt Schmid. Die etwa 350 000 Euro teure Sanierung hätte eigentlich länger gedauert, aber weil wenig Kongresse in der Tagungsstätte rund um den Saal mit der Orgel stattfanden, gingen die Arbeiten der Instrumentenbauer rasch voran. Die Philharmonische Gesellschaft Augsburg sammelte Geld für die Instandsetzung unter anderem durch Patenschaften für einzelne Pfeifen. Der Generalmusikdirektor des Staatstheaters Augsburg kündigte nun an, die Orgel in der nächsten Spielzeit stark einzubeziehen.

Zuvor müssen Schmid und seine Mitarbeiter die Pfeifen stimmen. 40 Parameter je Pfeife gilt es einzustellen, damit ein Ton harmonisch klingt. Etwa die sogenannte Kernstellung, die regelt, wie schnell eine Pfeife anspringt. Oder die Kernspalte, durch die der Wind in den Pfeifenkörper gelangt. "Dabei erschöpft das Gehör schnell", sagt Schmid. Und deshalb dauert es noch Monate, bis der Orgel wieder schöne Töne zu entlocken sind.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: