Prozess in Augsburg:Vater und Bruder von 16-Jähriger müssen nach Morddrohung in Haft

Prozess in Augsburg: Wegen der Beziehung zu einem Mann mit anderer Religion sollen der 44-jährige Vater und sein Sohn die Ermordung der 16-jährigen Tochter und Schwester geplant haben.

Wegen der Beziehung zu einem Mann mit anderer Religion sollen der 44-jährige Vater und sein Sohn die Ermordung der 16-jährigen Tochter und Schwester geplant haben.

(Foto: Stefan Puchner/dpa)

Die beiden Männer haben das junge Familienmitglied misshandelt und mit dem Tod bedroht, weil ihr Freund nicht deren religiösen Vorstellungen entsprach.

Wegen der Bedrohung der eigenen Tochter und Schwester mit dem Tod sind zwei Männer zu jeweils drei Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Amtsgericht Augsburg ging bei dem Urteil am Mittwoch davon aus, dass die 16-Jährige in den Augen der Männer bestraft werden sollte, weil sie einen Freund hatte und dies mit den religiösen Vorstellungen der Familie nicht übereinstimmte.

Der 44 Jahre alte Vater und der 24 Jahre alte Bruder der Schülerin wurden wegen gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung und weiterer Straftaten schuldig gesprochen. Die beiden angeklagten Jesiden sahen aus religiösen Motiven eine Beschmutzung der Familienehre. Bei Jesiden werden nur Beziehungen innerhalb der religiösen Gruppe toleriert.

Die Angeklagten stammen beide aus dem Irak. Der Vater war vor 15 Jahren nach Deutschland gekommen und hat seine Familie nachgeholt, sein Sohn hat inzwischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Beide hatten die angeklagten Taten jeweils zum Teil zugegeben, ihre Anwälte hatten auf Bewährungsstrafen plädiert. Das Gericht folge aber weitgehend dem Strafantrag der Staatsanwaltschaft.

Als das Mädchen einen muslimischen Freund hatte, wurde es massiv körperlich und psychisch misshandelt. Die Familie der Jugendlichen soll im Beisein des Opfers den Tod des Mädchens geplant haben. Der angeklagte Bruder hat in dem Prozess zugegeben, dass er von seiner Schwester sogar verlangt hat, einen Abschiedsbrief zu schreiben. Hintergrund war, dass die Eltern und Geschwister den Tod des Kindes als Suizid tarnen wollten. Die Jugendliche sollte sich in ihrem Kinderzimmer erhängen oder sich selbst ertränken.

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