Das mit der Völkerverständigung hat auf jeden Fall geklappt während dieser Fußball-Europameisterschaft, da muss man nur mal nach Garmisch schauen. Die Schotten hätten sich am liebsten verbrüdert mit den Einheimischen, die ihre Nationalmannschaft so heimelig beherbergt haben. Am liebsten wären sie gar nicht mehr heimgefahren, weniger allerdings wegen des Fußballs, mehr wegen des Biers.
Die Erzeugnisse des nach bayerischem Reinheitsgebot gebrauten Nationalgetränks kommen traditionell gut an bei Touristen aus aller Welt. Und doch kommt es hin und wieder zu Missverständnissen zwischen Besuchern aus dem Ausland und der hiesigen Bevölkerung. Wobei der Streit zwischen einem Gast und einem Wirt im niederbayerischen Mamming nicht auf den Ansturm von EM-Fans zurückzuführen sein dürfte: Die Letten spielen ja gar nicht mit.
Ein Gast aus Lettland aber war es, der im Wirtshaus ein Bier ach dem anderen bestellte und jedes einzeln mit seiner EC-Karte zahlte. Der Wirt muss pro Transaktion 20 Cent Gebühren abdrücken, weshalb er die Kartenzahlung irgendwann nicht mehr akzeptieren wollte. Das stieß beim 21-Jährigen aus Lettland auf Unverständnis, also rief er die Polizei: Die Letten sind ein digitales Volk, dass jemand sein Bier mit Bargeld zahlt, muss ihnen eigentümlich vorkommen. In Deutschland gibt es jedoch keine Pflicht, Kartenzahlung zu akzeptieren, der 21-Jährige wurde des Wirtshauses verwiesen und erhielt Hausverbot.
Nicht immer also passen die Gepflogenheiten von Besuchern und Gastgebern zueinander, was auch regelmäßig bei Siegesfeiern türkischer Fans zu beobachten ist. Sie veranstalten wilde Autokorsos und vernebeln dabei mit Pyrotechnik die Luft. Am Dienstagabend nach dem Sieg gegen Österreich kam es in mehreren bayerischen Städten zu Jubelfeiern, wobei vielleicht der Regen dazu beitrug, dass es laut Polizei egal in welchem Regierungsbezirk vergleichsweise ruhig blieb.
Einzig Augsburg vermeldete am Mittwoch bleibenden Schaden: Die Inbetriebnahme des sogenannten Playfountain auf dem Rathausplatz verzögere sich um einen Tag. Türkische Fans haben den bis Ende des Sommers aufgebauten Wasserspielen offenbar so zugesetzt, dass sie erst repariert werden müssen. Augsburg weist vorsorglich darauf hin, dass der begehbare Brunnen primär als Spielgerät für Kinder konzipiert und daher nicht auf die Belastung durch eine große Anzahl erwachsener Menschen ausgelegt ist – gespielt sind ja erst die Achtelfinals.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, dass der Wirt die Polizei gerufen habe. Inzwischen hat die Polizei ihre Angaben korrigiert, demnach hat der Gast die Polizei gerufen. Wir haben die Stelle angepasst.