Klimawandel:Warum in Augsburg Bäume verkabelt werden

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Diese Rotbuche in Augsburg wurde von der TU München verkabelt, um Daten über ihr Wachstum zu erhalten. (Foto: Florian Fuchs)

Augsburg macht sich hitzeresilient: Sensoren an Bäumen sollen künftig helfen, das Stadtgrün effizient zu gießen.

Von Florian Fuchs

Einen Baum 4.0 gibt es schon in Augsburg. Er steht am Eiskanal, die Professorin für Ökoklimatologie an der Technischen Universität München, Annette Menzel, hat die etwa 100 Jahre alte Rotbuche vor vier Jahren verkabeln lassen. Der Baum überträgt seitdem täglich seine Daten ins Internet, das Projekt soll Wissenschaftlern wichtige Erkenntnisse liefern und helfen, den Klimawandel zu veranschaulichen: Die Blatttemperatur liefert Erkenntnisse über die Verdunstung und damit über die Wasserversorgung an den Blättern. Ein Sensor zeigt den Saftfluss, also den Wassertransport von den Wurzeln zu den Blättern. Und ein sogenanntes Dendrometer misst den Umfang des Baumes: Tagsüber verliert der Stamm etwas an Umfang, weil er Wasser verbraucht, nachts schwillt er wieder an.

Bis 2025 bekommt die ehrwürdige Rotbuche, die Teil eines bayernweiten Pilotprojekts ist, viele verkabelte Mitstreiter, vor allem in der Innenstadt, aber auch an anderen Orten Augsburgs: Die Stadt hat etwas mehr als acht Millionen Euro Fördergeld aus dem Bundesprogramm "Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel" zugesprochen bekommen. Es ist die höchste Summe, die aus dem Fördertopf bundesweit an ein Projekt ausgezahlt wird.

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"Smartes Stadtgrün für ein klimaresilientes Augsburg" heißt das Programm, das Augsburg nun aufgestockt mit Eigenmitteln für 9,5 Millionen Euro bis 2025 umsetzen wird: Die Stadt will neue, hitzeresiliente Bäume und Pflanzen in den Boden setzen und dafür ein smartes mobiles Bewässerungssystem etablieren. Das System soll durch Sensoren den Wasserbedarf der einzelnen Bäume ermitteln, aufgrund von Wetterprognosen, Niederschlagsmengen und Bodenfeuchtewerten. So hofft die Stadt die Fahrtrouten von Wasserfahrzeugen zu optimieren - und mit dem digitalen Gießmanagement in den immer heißeren Sommern der Zukunft im Endeffekt Wasser zu sparen, obwohl die Pflanzen wegen der Hitze immer mehr Wasser benötigen werden.

Ein wissenschaftliches Projekt wie der sprechende Baum am Eisbach, der anhand seiner Daten vom Klimawandel erzählen soll, sind die mit Sensoren ausgestatteten, neuen Bäume nicht. Das digitale Gießmanagement könne dafür zukunftsweisend sein für andere Kommunen, da alle Städte und Gemeinden vor der Aufgabe der Klimawandelanpassung stehen, sagt Claudia Roth (Grüne), Staatsministerin für Kultur und Medien und Augsburger Bundestagsabgeordnete.

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