Süddeutsche Zeitung

Sportförderung:Augsburg muss olympisches Kanu-Slalom-Stadion sanieren

Lesezeit: 2 min

Von Florian Fuchs, Augsburg

50 000 Zuschauer haben die Athleten bei den Olympischen Spielen 1972 an beiden Wettkampftagen im Eiskanal in Augsburg angefeuert. Dicht an dicht standen sie auf den Zuschauerrängen, die sich an der sogenannten Rinne entlangschlängeln, also am Kanal, in dem die Kanuten durch das Wildwasser preschten. Bei den Olympischen Spielen in München war die Kanustrecke nach Augsburg verlagert worden, die Schwaben bauten damals das erste Kanu-Slalom-Stadion der Welt. Nun bringt die Stadt Augsburg eine 19,5 Millionen Euro teure Sanierung der Kanustrecke und vor allem der zugehörigen Athleten- und Organisationszentren auf den Weg: Zum 50-jährigen Bestehen der bekannten Anlage findet dort 2022 die Kanu-Weltmeisterschaft statt.

Der Sport hat sich verändert, deshalb ist eine Sanierung unumgänglich: Wo 1972 noch Torrichter prüften, ob die Kanuten verbotenerweise Torstangen berührten, die sie durchqueren mussten, und bei Vergehen Kärtchen in die Höhe reckten, gibt es inzwischen Videoauswertungen. Auch die Zeitmessanlage muss mit neuer Technik versehen werden. Aber es geht gar nicht so sehr um die 308 Meter lange Wildwasseranlage selbst, die unter Denkmalschutz steht und deshalb gar nicht grundlegend verändert werden darf.

In den Bauplänen stehen Posten für eine Erneuerung der Anzeigentafel, und die Stehtribünen, die schwungvoll in die Anlage integriert sind, wurden aus Holz gebaut und müssen neu befestigt werden. Es braucht neue Kabel und Glasfaser für W-Lan, neues Flutlicht, neue Lautsprecher und eine Generalüberholung der Sanitär-, Heizungs- sowie Lüftungsanlagen in den Athleten- und Organisationsräumen. Im Plan der Architekten sind die einzelnen Posten fein säuberlich aufgereiht, bis hin zu den Metallspinden mit Münzpfand in der Herren-Umkleide.

Hans-Peter Pleitner, Präsident des TSV Schwaben, der gemeinsam mit dem Augsburger Kajak-Verein die Anlage nutzt, ist es ganz recht, dass der Kanal selbst so gut wie unangetastet bleibt. Nur die Betonhindernisse im Wasser werden sukzessive ersetzt - ohne die Strecke zu verändern. "Bei der Streif in Kitzbühel käme ja auch keiner auf die Idee, die Abfahrt umzugraben", sagt er. Kanu Schwaben, eine Abteilung des TSV Schwaben, und der Kajak-Verein sind stolz auf ihre Sportstätte mit der charakteristischen Geländeformung. Beide Klubs trainieren auf der historischen Anlage und haben auch schon zahlreiche Wettkämpfe, unter anderem Weltmeisterschaften, organisiert, viele Spitzenathleten wurden dort ausgebildet. 2018 etwa ist Hannes Aigner vom Augsburger Kajak-Verein in Rio de Janeiro Weltmeister im Kajak-Einer der Männer geworden.

Mit der Sanierung wollen die Vereine und die Stadt auch zeigen, dass Sportstätten Olympischer Spiele nachhaltig genutzt werden können, ohne sie abreißen und neu bauen zu müssen.

Mit 19,5 Millionen Euro ist das allerdings nicht ganz billig. Die Kosten für den Umbau der Athleten- und Organisationszentren werden je mit etwas mehr als fünf Millionen Euro veranschlagt, die Sanierung der Außenanlagen soll etwa 8,6 Millionen Euro kosten. Ausgaben, die die Stadt nicht alleine stemmen kann, der Freistaat und auch der Bund übernehmen einen Teil der Kosten. Laut Sportreferent Dirk Wurm zahlt Augsburg, wenn alles gut läuft, etwa die Hälfte der Kosten. Am Donnerstag tagt der Sportausschuss der Stadt. Wenn alle politischen Gremien die Pläne abgenickt haben und die Baugenehmigung vorliegt, sollen die Arbeiten im Jahr 2020 beginnen. Damit, wie Sportreferent Wurm sagt, auch in den nächsten 25 Jahren wieder Top-Athleten des Kanusports aus Augsburg kommen. Und es nie mehr Torrichter braucht, die bei Fehlern der Sportler Kärtchen in die Höhe recken.

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Quelle:
SZ vom 13.05.2019
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