Augsburg:DNA-Reihentests in zwei Flüchtlingsunterkünften

Laut Polizei besteht der dringende Tatverdacht, dass eine 15-Jährige aus Augsburg durch mehr als einen Bewohner der Einrichtungen sexuell missbraucht worden sei.

Die Polizei hat in Absprache mit der Staatsanwaltschaft am Mittwoch in einer Flüchtlingsunterkunft in Augsburg sowie in einer Einrichtung in Friedberg DNA-Proben genommen. Anlass der Reihenuntersuchung ist ein Sexualdelikt Anfang Juli in der Augsburger Unterkunft. Die Untersuchungen seien "bei etlichen, aber nicht allen Bewohnern beider Unterkünfte vorgenommen" worden, berichtet das Polizeipräsidium Schwaben-Nord.

Den Angaben eines Sprechers zufolge besteht der dringende Tatverdacht, dass eine 15-Jährige aus Augsburg durch "mehr als einen Bewohner von arabischstämmiger Herkunft" sexuell missbraucht wurde. Das Mädchen lernte zunächst einen 17-jährigen Afghanen kennen, beide begaben sich in ein Zimmer der Unterkunft. Danach wurde der Schülerin ein Joint angeboten, nach dessen Konsum sie offenbar vom weiteren Geschehen nichts mehr mitbekam. Das Mädchen wurde später in hilflosem Zustand in Lechhausen von Passanten gefunden. In einer Klinik wurde dann der Verdacht des sexuellen Missbrauchs bestätigt.

Zur Aufklärung der Tat wurde nun die Entnahme von DNA-Material richterlich angeordnet, bei einem "vordefinierten Personenkreis". Direkt nach der Tat ergab sich bereits der Tatverdacht gegen den Afghanen und einen 20-jährigen Landsmann, dem Beihilfe zur Last gelegt wird. Beide sitzen seitdem in Untersuchungshaft. "Weitere Auskünfte sind derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht möglich", heißt es bei der Polizei.

Anmerkung der Redaktion

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