Süddeutsche Zeitung

Augsburg:Betrug unter "Reichsbürgern"

Ein Angeklagter muss wegen Betrugs drei Jahre in Haft

Drei Anhänger der "Reichsbürger"-Szene haben mit kruden Geschichten Immobilienbesitzer um insgesamt 123 650 Euro betrogen. Das haben die Männer im Alter von 54, 56 und 63 Jahren am Freitag am Augsburger Amtsgericht gestanden. Zwei der Angeklagten aus dem Landkreis Dillingen mussten sich überdies wegen des Verkaufs falscher Dokumente verantworten, bei einem der Männer waren zudem 60 scharfe Patronen der Marke Winchester gefunden worden.

Das Schöffengericht verurteilte zwei Männer zu Bewährungsstrafen von einem Jahr und zwei Monaten beziehungsweise einem Jahr und zehn Monaten.

Der Hauptangeklagte muss drei Jahre in Haft. Die Männer hatten Immobilienbesitzern eingeredet, dass gemäß einem tatsächlich nicht existierenden "Alliiertengesetz" kein Deutscher Eigentum an Haus und Grund haben könne. Im Falle des Untergangs der Bundesrepublik wäre das Eigentum verloren. So irre sich diese Geschichte auch anhört - dennoch fielen zehn Männer und Frauen darauf herein. Eine Geschädigte übergab einem Angeklagten einen Geldbetrag von 97 550 Euro, damit der "Oberreichsanwalt", wie er sich ausgab, ihre Grundstücke in Deutschland und Polen "sicherte". Die anderen Opfer zahlten Beträge von 4000 bis 8000 Euro für den Schmu.

Dass die Angeklagten die Bundesrepublik nicht als rechtmäßigen Staat anerkennen, wurde vor Gericht deutlich. Einer fragte die Staatsanwältin, für welchen Staat sie eigentlich arbeite. Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht verwunderlich, dass die Männer falsche Staatsangehörigkeitsausweise, Reichskarten und Amtsausweise unter die Leute bringen wollten. In fünf Fällen fanden sie Abnehmer.

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Quelle:
SZ vom 28.04.2018 / chro
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