GoldschmiedekunstÄltestes Besteck-Set der Welt ist zurück in Augsburg

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Das sogenannte Altenstetter-Besteck wurde 1615 wohl für Herzog Maximilian I. von Bayern angefertigt.
Das sogenannte Altenstetter-Besteck wurde 1615 wohl für Herzog Maximilian I. von Bayern angefertigt. (Foto: Christie, Manson & Woods Ltd.)

Die Messer, Gabeln und Löffel stammen aus dem Jahr 1615 und galten lange als verschollen. 2005 für eine Rekordsumme versteigert, ist es nun im Maximilianmuseum zu sehen.

Von Florian Fuchs, Augsburg

Aus je zwölf Löffeln, Messern und Gabeln besteht das Besteck-Set, kunstvoll in der speziellen Technik des Tiefenschnitt-Emaille gefertigt. Der Augsburger Goldschmied David Altenstetter stellte die Garnitur im Jahr 1615 her, wohl für den Hof der Wittelsbacher, wahrscheinlich für Herzog Maximilian I. von Bayern. Es war eine Zeit, in der die Menschen mit Gabeln nicht viel anzufangen wussten, sie teils als gotteslästerlich empfanden. Das sogenannte Altenstetter-Besteck ist daher kulturhistorisch bedeutend, es gilt als ältestes, noch komplett erhaltenes Besteck-Set der Welt. Vor 20 Jahren wurde es durch einen Zufall entdeckt und in London für mehr als eine Million Pfund versteigert. Nun ist das Besteck-Set zurück in Augsburg und als Dauerleihgabe im Maximilianmuseum zu sehen.

„Das Besteck des Augsburger Goldschmieds und Hofgoldschmieds Kaiser Rudolfs II. David Altenstetter ist ein Höhepunkt der berühmten und international gesuchten Augsburger Goldschmiedekunst“, sagt Augsburgs Kulturreferent Jürgen K. Enninger. In ihm verdichteten sich Augsburger, bayerische und europäische Kultur-, Kunst-, Zeit- und Wirtschaftsgeschichte. Die komplizierte Technik des Tiefenschnitt-Emaille, die eine ungeheure Präzision beim Feuern erforderte, beherrschten einst fast ausschließlich Augsburger Goldschmiede. Als ältestes noch komplettes Besteck-Set hat das Altenstetter-Besteck einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde.

Die Griffe der Löffel, Messer und zweizinkigen Gabeln sind mit Blattwerk-Ornamenten reich und farbig verziert. Jeder Messergriff ist signiert mit den Buchstaben D. A. F., was für „David Altenstetter Fecit“ steht. Ein Messergriff ist mit der Jahresangabe 1615 versehen, Löffel und Gabeln tragen die Meistermarke des Goldschmieds und das damals gebräuchliche Augsburger Beschauzeichen mit der Zirbelnuss. Zum Set, das als eines der Hauptwerke der Augsburger Renaissancekunst gilt, gehören auch drei Salzfässer des Augsburger Goldschmieds Thomas Zainer.

Die Garnitur gilt als eines der Hauptwerke der einst bedeutenden Augsburger Goldschmiedekunst.
Die Garnitur gilt als eines der Hauptwerke der einst bedeutenden Augsburger Goldschmiedekunst. (Foto: Christie, Manson & Woods Ltd.)
Das Set besteht aus je zwölf reich verzierten Messern, Gabeln und Löffeln.
Das Set besteht aus je zwölf reich verzierten Messern, Gabeln und Löffeln. (Foto: Christie, Manson & Woods Ltd.)

Häufig benutzt wurde das Besteck offenbar nicht. Wie auch, geriet das Set über die Jahrhunderte doch in Vergessenheit. Niemand wusste, dass es überhaupt existierte, bis es im Jahr 2005 plötzlich auftauchte. Die Entdeckung in einem der ehemaligen Schlösser des Augsburger Bankiers Christian I. von Münch (1690 bis 1757) galt als Sensation. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich das Besteck offenbar im Besitz der bedeutenden Augsburger Bankiersfamilie von Münch befunden. Metallprüfungen bestätigten, dass das Besteck tatsächlich aus der Werkstatt Altenstetters stammt.

Bei der anschließenden Auktion im Jahr 2005 in London bei Christie’s wollte die Stadt Augsburg das Ensemble mit Unterstützung privater und öffentlicher Sponsoren ersteigern, wurde jedoch von einem Privatsammler aus den USA überboten, der 1,24 Millionen Britische Pfund hinblätterte. Das Set war damals auf einen Wert von etwa 500 000 Pfund geschätzt worden. Nun, fast 20 Jahre später, kam das Besteck erneut auf den internationalen Kunstmarkt – und die Stadt hatte Glück. Ein Augsburger Förderer, heißt es bei den Augsburger Kunstsammlungen & Museen, habe das Besteck erworben und stelle es dem Maximilianmuseum als Dauerleihgabe zur Verfügung.

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