Süddeutsche Zeitung

Asylpolitik:CSU: Grenzkontrollen müssen bleiben

  • Die CSU will sich bei ihrer Winterklausur für eine härtere Flüchtlingspolitik und einen strikteren Schutz der Grenzen aussprechen.
  • Erst wenn Brüssel "klar belegt", dass die EU-Außengrenze sicher ist, sollen die nationalen Kontrollen wieder entfallen, fordern die Abgeordneten.
  • Auch europapolitisch gehen sie auf Konfrontation zur SPD. Das dürfte die Sondierungsgespräche, die direkt nach der Klausur beginnen, belasten.

Von Robert Roßmann, Berlin

Die CSU-Bundestagsabgeordneten wollen sich bei ihrer traditionellen Winterklausur für eine härtere Flüchtlingspolitik, gegen eine weitere Zentralisierung der Europäischen Union und für einen strikteren Schutz der Grenzen aussprechen. Das geht aus der Beschlussvorlage hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt; ihre Annahme gilt als sicher. Die CSU widerspricht in dem Papier in einer Vielzahl von Punkten Positionen der SPD. Der Beschluss dürfte deshalb die Sondierungsgespräche über eine neue Regierung belasten.

Die Klausur, zu der sich die CSU-Bundestagsabgeordneten früher in Wildbad Kreuth trafen, findet von 4. bis 6. Januar in Kloster Seeon statt. Am 7. Januar, und damit unmittelbar nach der Verabschiedung des CSU-Papiers, sollen in Berlin die Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD beginnen.

In der CSU-Vorlage heißt es, die "EU-Außengrenzen müssen sicher sein"; um das zu erreichen wolle die CSU "den Außengrenzschutz auf Vordermann bringen und die Kontrollmöglichkeiten an den Binnengrenzen deutlich verschärfen". Dazu müsse die europäische Grenz- und Küstenwache Frontex "weiter gestärkt und zu einem echten Grenzschutz ausgebaut werden". Solange der Außengrenzschutz nicht hinreichend gewährleistet sei, müssten "Binnengrenzkontrollen flexibler, länger und einfacher möglich sein" als bisher.

Deshalb fordere die CSU "eine Umkehr der Beweislast". In Zukunft müsse die EU-Kommission "klar belegen", dass die Außengrenzen sicher sind - erst dann könne an ein Ende der wiedereingeführten Binnengrenzkontrollen gedacht werden. Sei dies nicht der Fall, "müssen nationale Grenzkontrollen ohne weitere Begründung möglich sein". Bisher ist das nicht zulässig.

CSU wendet sich vehement gegen Vorstoß von SPD-Chef Martin Schulz

Die CSU kritisiert außerdem die europäische Flüchtlingspolitik. Es sei "nicht akzeptabel, dass Deutschland mehr Flüchtlinge aufnimmt als alle anderen 27 EU-Staaten zusammen", heißt es in dem Papier. Eine Reform dürfe nicht dazu führen, diese "ungleiche Lastenverteilung noch zu verschärfen". Deshalb lehne die CSU die "jüngsten Vorschläge des Europäischen Parlaments entschieden ab".

Stattdessen wolle die CSU "die Asylverfahren einschließlich der Standards bei der Versorgung und Unterbringung von Asylbewerbern harmonisieren", damit Deutschland wegen der besseren Bedingungen hierzulande "nicht länger das Hauptziel für Flüchtlinge" bleibe. Außerdem müssten sich die EU-Missionen zur Aufnahme von Bootsflüchtlingen im Mittelmeer "auf die Rettung und Rückführung konzentrieren", sie dürften "kein Shuttleservice nach Europa sein". Gerettete Bootsflüchtlinge müssten stattdessen unter Beteiligung der Vereinten Nationen "in sichere Einrichtungen in Nordafrika" gebracht werden.

Die CSU wendet sich auch vehement gegen den Vorstoß von SPD-Chef Martin Schulz, die EU bis 2025 in Vereinigte Staaten von Europa umzuwandeln. In dem Papier wird beklagt, dass "europaradikale Politiker die Vereinigten Staaten von Europa" fordern. Dabei habe "das Konzept einer schrankenlosen ,ever closer union' keine Akzeptanz in der Bevölkerung" und sei "gescheitert".

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3807438
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 29.12.2017/kjan
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.