Asyl:Gefahrvolle Reise

Asyl: Das Goethe-Institut half dem Künstler Pouya, schnell einen Termin bei der Botschaft in Kabul zu bekommen.

Das Goethe-Institut half dem Künstler Pouya, schnell einen Termin bei der Botschaft in Kabul zu bekommen.

(Foto: privat)

Albert Ginthör, Unterstützer von Pouya, ist zurück aus Kabul

Von Sebastian Jannasch

Endlich kann er sich wieder frei bewegen, muss nicht mehr besorgt über die Schulter blicken oder sich in einem mit Maschinenpistolen bewachten Unterschlupf verstecken. "Ich bin froh und erleichtert, wieder in München zu sein", sagt Albert Ginthör. Der Geiger des Staatstheaters am Gärtnerplatz hatte sich seit dem Wochenende in Kabul aufgehalten, um den afghanischen Künstler Ahmad Shakib Pouya dabei zu unterstützen, wieder nach Deutschland einreisen zu dürfen. Pouya sollte nach sechs Jahren Aufenthalt aus Deutschland abgeschoben werden. Um dem zuvorzukommen und eine Einreisesperre zu verhindern, ist Pouya vergangene Woche freiwillig ausgereist.

Am Dienstagabend landete Ginthör wieder auf deutschem Boden. Die Tage in dem vom Krieg gezeichneten Land waren nicht leicht. "Als wir in Kabul ankamen, waren wir zunächst ganz auf uns allein gestellt." Bekannte von Pouya nahmen die beiden erst einmal mit in ihr Wohnhaus. Doch die Anwesenheit eines Deutschen blieb in der Nachbarschaft nicht unbemerkt. "Es bestand die Gefahr, dass wir zu viel Aufmerksamkeit erregen", sagt Ginthör. Die beiden fürchteten Kriminelle, für die Entführungen ein lukratives Geschäft sind.

Außerdem schwang die Angst mit, dass der Musiker Pouya Opfer von Racheakten werden könnte. Der 33-Jährige war aus Afghanistan geflohen, weil ihn seine Tätigkeit für ein von Franzosen betriebenes Krankenhaus in den Fokus der Taliban gerückt hatte. Seitdem hat er zudem kritische Lieder geschrieben. Pouya und Ginthör zogen deshalb in ein abgeschirmtes Hotel um, das sie fast nicht verließen.

Durch die Vermittlung des Goethe-Instituts in Kabul gelang es schon am Montag, in der Kulturabteilung der deutschen Botschaft empfangen zu werden. Dank der Unterstützung des Botschafters bekam Pouya daraufhin bereits am Mittwochmorgen einen Termin in der Visa-Abteilung. "Das Gespräch ist ganz gut gelaufen. Pouya muss nun noch einige Dokumente von den afghanischen Behörden besorgen", berichtet Ginthör.

Pouya reicht zudem Belege ein, die zeigen, dass er in Deutschland als Künstler gefragt ist. Dazu zählt das Jobangebot fürs Gärtnerplatztheater. Auch bei Theateraufführungen in Augsburg ist Pouya eingeplant. Zudem kann er in der Flüchtlingsberatung der IG-Metall arbeiten. Sobald Pouya seinen Visumantrag vervollständigt hat, heißt es abwarten. Denn ob er ein Visum bekommt, entscheidet die Ausländerbehörde in Deutschland. "Bis dahin hält er sich bedeckt und wird häufig die Unterkunft wechseln", sagt Ginthör. "Ich hoffe, alles geht gut."

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