Beim Asylverfahren des mutmaßlichen Attentäters von Aschaffenburg sollen auch bayerische Behörden für Verzögerung gesorgt haben. Die für den Mann zuständige bayerische Flüchtlingseinrichtung soll sich erst rund zwei Monate nach der Ankunft des Mannes darum gekümmert haben, dass er einen Asylantrag stellt. Dies geht aus Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlingen (Bamf) hervor und wurde bereits Ende Januar von der SZ dokumentiert.
Nach seiner Ankunft im „Anker“-Zentrum Unterfranken bei Schweinfurt am 6. Dezember 2022 soll der Mann den Angaben zufolge nicht wie üblich spätestens nach zwei Wochen einen Asylantrag gestellt haben, sondern erst nach mehr als drei Monaten – am 9. März 2023. Dabei wäre nach Auskunft des Bamf das „Anker“-Zentrum und damit der Freistaat Bayern verantwortlich dafür gewesen, dass der Afghane einen Asylantrag stellt.

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Das „Anker“-Zentrum vereinbarte demnach erstmals für den 7. Februar 2023 einen Termin für den Mann beim Bamf – rund zwei Monate nach seiner Ankunft im „Anker“-Zentrum. Zu diesem Termin erschien der spätere mutmaßliche Messerangreifer aber nicht. Daraufhin nahm das Bamf die Sache demnach selbst in die Hand und vereinbarte einen Termin für den 9. März 2023, den der Mann auch wahrnahm.
Diese Verzögerung bei der Antragstellung hatte später Folgen. Denn das Bamf hatte bereits Ende Januar 2023 ein sogenanntes Übernahmeersuchen an Bulgarien gestellt. Am 3. Februar 2023 hatten bulgarische Behörden diesem zugestimmt. Ab diesem Tag lief daraufhin die Sechs-Monats-Frist mit der Möglichkeit zur Überstellung des Mannes.

Nach der Messerattacke in Aschaffenburg:Mitten ins Herz einer Stadt
Aschaffenburg ist eine lebensfrohe Stadt. Nach der tödlichen Messerattacke auf einen Zweijährigen und einen 41-Jährigen, der helfen wollte, ist davon nichts mehr zu spüren. Der Täter wurde inzwischen in der Psychiatrie untergebracht.
In der Folge kam es dann zu den bereits bekannten Verzögerungen aufseiten des Bamf. Obwohl die Ablehnung des Asylantrags des Mannes bereits am 4. Juli 2023 rechtskräftig geworden war, teilte das Bamf dies der Ausländerbehörde in Schweinfurt erst am 26. Juli 2023 mit. Nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) war das zu spät, um den Mann noch nach Bulgarien abschieben zu können.
Er wisse daher nicht, was die bayerischen Behörden in dem Fall hätten anders machen können oder sollen, sagte Herrmann Ende Januar im Innenausschuss des bayerischen Landtags.
Der 28-jährige Afghane soll am 22. Januar in einem Park in Aschaffenburg einen zweijährigen Jungen und einen 41-jährigen Mann mit einem Messer getötet und drei Menschen schwer verletzt haben. Er soll psychisch krank und bereits mehrfach gewalttätig aufgefallen sein. Nach dem tödlichen Messerangriff wurde der Mann zunächst in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.