Süddeutsche Zeitung

Aschaffenburg:Menschliches Skelett obduziert: Vermisstes syrisches Mädchen ist tot

  • Bei einem in einem Wald bei Aschaffenburg gefundenen menschenlichen Skelett handelt es sich um die sterblichen Überreste eines seit 2017 vermissten syrischen Mädchens.
  • Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus und hält den Vater des Mädchens für dringend tatverdächtig.
  • Nach ihm wird bereits seit Anfang Juni 2017 in anderer Sache gefahndet - mit einem internationalen Haftbefehl wegen versuchten Totschlags.

Von Johann Osel

Nach dem Fund eines Skeletts im Landkreis Aschaffenburg hat die Polizei jetzt die Identität geklärt - und fahndet nach dem Vater einer Schülerin. Wie das Polizeipräsidium Unterfranken und die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg am Mittwoch mitteilten, handelt es sich um die seit Mai 2017 vermisste 16-jährige Syrerin Mezgin Nassan. Die Fahndung nach Hashem Nassan, ihrem Vater, läuft wegen des Verdachts eines versuchten und darüber hinaus eines vollendeten Tötungsdeliktes auf Hochtouren, hieß es. Die versuchte Tötung betrifft den Freund der jungen Frau.

Kürzlich hatten Spaziergänger abseits des Weges rund um den Findberg in der Gemeinde Haibach die sterblichen Überreste eines Menschen entdeckt und die Polizei verständigt. Unverzüglich wurden Ermittlungen zur Identität, Liegedauer und Todesursache eingeleitet. Überprüft wurden mögliche Zusammenhänge mit Vermisstenfällen. Aufgrund rechtsmedizinischer Untersuchungen konnte zweifelsfrei die Identität der Verstorbenen geklärt werden. Detaillierte Angaben zum Ergebnis der Obduktion könnten aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht gemacht werden, teilte die Polizei mit.

Angehörige hatten die junge Frau damals als vermisst gemeldet, nachdem sie nach der Berufsschule nicht nach Hause gekommen war. Die Kriminalpolizei hatte daraufhin unter anderem mit Flugblättern nach der syrischen Jugendlichen gefahndet, groß angelegte Suchaktionen mit einem Polizeihubschrauber und Tauchern blieben ergebnislos. Danach verschwand der Vater spurlos. Im dringenden Verdacht, für den Tod des Mädchens verantwortlich zu sein, steht daher der 44-jährige Hashem Nassan. Nach ihm wird laut Polizei bereits seit Juni 2017 mit Haftbefehl wegen des Verdachts des versuchten Totschlags gefahndet, beim Opfer handelt es sich um den 23-jährigen damaligen Freund Mezgins.

Der Vater soll sich nachts mit dem jungen Mann am Aschaffenburger Floßhafen getroffen und ihn mit einer Stichwaffe am Hals schwer verletzt haben. Der 23-jährige Syrer war von Anwohnern gefunden und vom Rettungsdienst in eine Klinik gebracht worden. Inwiefern die nächtliche Tat etwas mit dem Verschwinden der 16-Jährigen zu tun hat, soll weiterhin eine zehnköpfigen Ermittlerkommission prüfen. Darüber hinaus besteht gegen Hashem Nassan auch ein internationaler Haftbefehl zur Vollstreckung einer Gesamtfreiheitsstrafe von neun Monaten. Das Amtsgericht Aschaffenburg hatte ihn für schuldig befunden, seine Tochter Mezgin im Mai und Juni 2016 geschlagen und ihr dabei Hämatome zugefügt und in einem dieser Fälle auch bedroht zu haben.

Der Gesuchte Hashem Nassan ist 44 Jahre alt, circa 180 Zentimeter groß, hat eine kräftige Figur, dunkelbraunes Haar und Geheimratsecken. Er könnte sich im Ausland, aber auch in Deutschland aufhalten. Die Polizei bittet die Bürger zudem um Hinweise über den zwischenzeitlichen Aufenthalt der Getöteten: Wer hat die 16-Jährige am Donnerstag, 4. Mai 2017, oder auch danach im Bereich der Berufsschule an der Aschaffenburger Seidelstraße oder des gegenüberliegenden Norma-Parkplatzes gesehen? Wer hat in diesen Tagen im Bereich der Findbergstraße in Haibach Beobachtungen gemacht? Vor allem ein dunkelblauer Peugeot 206 könnte Passanten aufgefallen sein.

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