Schlachthof Aschaffenburg:Vor Kontrollen gewarnt – Tierärztinnen angeklagt

Lesezeit: 1 Min.

Wegen mutmaßlicher Verstöße gegen den Tierschutz im Aschaffenburger Schlachthof sind umfangreiche Ermittlungen in Gang gesetzt worden. Die örtliche Staatsanwaltschaft hat jetzt erste Anklagen erhoben. (Foto: Heiko Becker/dpa)

Die Staatsanwaltschaft hat im Tierschutz-Skandal von Aschaffenburg Anklage gegen insgesamt drei Personen erhoben. Es geht um Tierquälerei.

Die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg hat ihre Ermittlungen zum möglichen Verrat von Dienstgeheimnissen in Bezug zu Tierquälerei im Schlachthof Aschaffenburg abgeschlossen. Gegen zwei ehemalige amtliche Tierärztinnen der Stadt sowie einen Inhaber eines Zerlegebetriebs hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage erhoben, wie ein Sprecher am Freitag mitteilte.

Beide für den Schlachthof zuständigen Amtsveterinärinnen sollen den Betrieb vor eigentlich unangekündigten Kontrollen gewarnt haben – eine der Frauen in fünf Fällen, die zweite in einem Fall. Der Dritte soll Beihilfe geleistet haben. Die Vorfälle sollen zwischen August 2022 und Mai 2023 gewesen sein. Über die Zulassung der Anklage hat das Landgericht Aschaffenburg zu entscheiden.

Keinen hinreichenden Tatverdacht in dieser Sache ergaben demnach die Ermittlungen gegen einen ehemaligen Geschäftsführer des Aschaffenburger Schlachthofs und einen weiteren Inhaber eines Zerlegebetriebes. Die Ermittlungen wegen quälerischer Tiermisshandlung gehen unterdessen weiter. Die zeitintensive Auswertung des gesicherten Videomaterials dauere an, hieß es. Auch die Ermittlungen wegen Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt durch Verantwortliche des Schlachthofs Aschaffenburg sowie die Ermittlungen im Zusammenhang mit Tierschutzverstößen in einem Schlachthof im Landkreis Miltenberg liefen noch.

Im vergangenen Sommer waren Aufnahmen der Tierschutzorganisation „Soko Tierschutz“ publik geworden. Diese zeigten, wie Beschäftigte Schweine und Rinder mit Elektroschockern traktieren und offensichtlich noch lebende Tiere auseinandernehmen. Die Staatsanwaltschaft hat deshalb umfangreiche Ermittlungen aufgenommen.

Ähnliche Verstöße gegen den Tierschutz wurden auch gegen den Betrieb im angrenzenden Landkreis Miltenberg erhoben. Der dortige Betreiber hatte seine Zulassung daraufhin zurückgegeben. Die Stadt Aschaffenburg führt derzeit zudem einen juristischen Streit mit dem Schlachthof-Betreiber um die Räumung des Betriebs. Der Schlachthof war im Juli 2023 zwangsweise geschlossen worden und hatte zahlreiche Auflagen zu erfüllen. Rund zwei Monate später wurde das Schlachten von Mastschweinen wieder aufgenommen.

© SZ/DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFlut in Bayern
:„Klimaangst ist nicht pathologisch, sondern sehr rational“

Die Hochwasserkatastrophe scheint viele Menschen verstehen zu lassen, was mit dem Klimawandel auf sie zukommt. Aber ändern sie deswegen ihre Einstellungen? Und wie wirken sich solche Ereignisse auf Politiker aus? Ein Umweltpsychologe erklärt die Zusammenhänge – und den Begriff der „Hochwasserdemenz“.

Interview von Max Weinhold

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: