Aschaffenburg:Fünf Jahre Haft für falschen Arzt

Er war eigentlich Fußpfleger, gab sich aber als Arzt aus: In Aschaffenburg ist ein Mann verurteilt worden, der 159 Patienten behandelt hat.

Er behandelte 159 Patienten, er nahm ihnen Blut ab, setzte Spritzen, verabreichte Medikamente. Doch die Kranken vertrauten einem Schwindler: Ein Fußpfleger aus Unterfranken, der sich als Arzt ausgegeben hat, muss für fünf Jahre ins Gefängnis antreten.

Das Landgericht Aschaffenburg verurteilte den Mann wegen Betrugs in 110 Fällen und gefährlicher Körperverletzung in 1936 Fällen. Der 56-Jährige hatte bereits zu Prozessbeginn gestanden, ohne medizinische Ausbildung als Arzt gearbeitet zu haben.

Das Gericht wertete das Geständnis nach Angaben eines Sprechers zugunsten des Angeklagten. Andererseits erkannte das Gericht eine "erhebliche kriminelle Energie". Zudem sei der Mann aus dem unterfränkischen Miltenberg bereits vorbestraft. Wegen Betrugsdelikten saß er bereits in Österreich, den USA und in Deutschland im Gefängnis.

Von Ende 2008 an warb er mit naturorientierter Medizin, versprach schnelle Hilfe. Seine Kunden ließen sich in Praxen in Aschaffenburg, Nordheim am Neckar (Baden-Württemberg) und im thüringischen Kromsdorf mit seiner "molekularen Zelltherapie" behandeln. Dafür kassierte der Angeklagte nach eigenen Angaben mehr als 122 000 Euro. Gesundheitlich zu Schaden kam niemand.

Da die Patienten aber nur in die Behandlung einwilligten, weil sie den Mann für einen Arzt hielten, musste sich der 56-Jährige wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten. Im Frühjahr waren seine illegalen Machenschaften aufgeflogen. In ihren Plädoyers lagen Staatsanwaltschaft und Verteidigung auf einer Linie. Beiden hatten fünf Jahre Haft beantragt, dieser Forderung war das Gericht nun nachgekommen.

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