Rücksicht auf Angehörige:Aschaffenburger Fastnachtszug fällt nach Messerattacke aus

Die Bestürzung über den tödlichen Angriff in Aschaffenburg ist so tief, dass der Faschingsumzug in diesem Jahr dort nicht stattfindet. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Die Gewalttat von Aschaffenburg hat die Stadtgesellschaft schwer getroffen. Nach einem großen Faschingsumzug ist den Vereinen derzeit nicht zumute.

Aus Rücksicht auf die Angehörigen der Opfer der tödlichen Messerattacke in Aschaffenburg findet der Fastnachtszug dort in diesem Jahr nicht statt. Mit dieser Entscheidung werde auch Rücksicht auf die vielen Sicherheits- und Hilfskräfte genommen, die nach der Bluttat im Einsatz gewesen und teils traumatisiert seien. Sie seien für den Umzug unverzichtbar.

Darauf habe sich die Interessengemeinschaft Ascheberscher Fastnacht in Absprache mit Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) verständigt, teilten die Stadt am Untermain und die Interessengemeinschaft mit. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagte Herzing. „Angesichts der großen Trauer ist für uns ein Fastnachtszug um den Park Schöntal herum aber nicht vorstellbar.“

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Aschaffenburg ist eine lebensfrohe Stadt. Nach der tödlichen Messerattacke auf einen Zweijährigen und einen 41-Jährigen, der helfen wollte, ist davon nichts mehr zu spüren. Der Täter wurde inzwischen in der Psychiatrie untergebracht.

Von Olaf Przybilla

Am 22. Januar hatte im Aschaffenburger Park Schöntal ein mutmaßlich psychisch kranker Geflüchteter aus Afghanistan auf Kinder und Passanten eingestochen. Ein zweijähriger Junge marokkanischer Herkunft und ein Deutscher, 41, starben. Drei Menschen wurden schwer verletzt.

Das Motiv des mutmaßlichen Täters ist unklar. Er hat sich gegenüber den Ermittlern bisher nicht zu der Tat geäußert, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der Mann kam nach der Attacke in einer geschlossenen Psychiatrie unter. Ein Sachverständiger arbeitet derzeit an einem Gutachten zur Schuldfähigkeit des Verdächtigen.

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Fastnacht sei ein tief verwurzeltes Kulturgut und stehe für Lebensfreude, Kreativität und traditionelle Werte wie Freundschaft, Respekt und Zusammenhalt. „Mit viel Hingabe und Leidenschaft bereiteten sich die Mitwirkenden, ob Tanzgruppen, Gesangsgruppen oder Büttenredner, oft monatelang im Voraus gemeinsam auf die Fastnacht vor“, hieß es. Daher fänden Prunksitzungen, Kindermaskenbälle und Seniorennachmittage wie geplant statt. Zur Interessengemeinschaft Ascheberscher Fastnacht gehören sechsAschaffenburger Fastnachtsvereine sowie die Stadt.

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