Chemieunfall in MainaschaffGiftige Gaswolke über Aschaffenburg

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Nach einem Unfall in einem Industriebetrieb im unterfränkischen Mainaschaff bei Aschaffenburg traten gefährliche Gase aus.
Nach einem Unfall in einem Industriebetrieb im unterfränkischen Mainaschaff bei Aschaffenburg traten gefährliche Gase aus. (Foto: Ralf Hettler/dpa)

Nach einem Betriebsunfall in einem Galvanikbetrieb in Mainaschaff warnt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz vor gefährlichen Gasen. Mittlerweile haben die Behörden Entwarnung gegeben. Doch der genaue Hergang des Unfalls ist noch immer unklar.

Von Olaf Przybilla, Mainaschaff

Durch einen Störfall in einem Industriebetrieb in der unterfränkischen Gemeinde Mainaschaff ist eine Gaswolke freigesetzt worden. Diese zog nach Behördenangaben am Dienstagabend auch über das nördliche Stadtgebiet von Aschaffenburg. Die Stadtverwaltung rief die Bevölkerung auf, in den Häusern zu bleiben und Menschen aus dem Freien hereinzuholen.

Nach Angaben eines Sprechers der Feuerwehr Aschaffenburg ist es zu einem chemischen Unfall in einem Galvanikbetrieb gekommen. Dabei wurden sogenannte „nitrose Gase“ freigesetzt. Dieses Gasgemisch ist gelblich gefärbt, hat einen stechenden Geruch und ist in bestimmter Konzentration hochgiftig. Bislang gebe es aber außerhalb des Betriebs keine Verletzten, sagte der Sprecher der SZ. Im Betrieb hat es nach Angaben des Polizeipräsidiums Unterfranken vier Leichtverletzte gegeben, einer der Mitarbeiter wurde einem Feuerwehrsprecher zufolge kontaminiert.

Die Einsatzkräfte von Stadt und Landkreis waren seit 18.34 Uhr im Großeinsatz. Dabei sollte vor allem versucht werden, die chemische Reaktion in dem Metall verarbeitenden Betrieb zu stoppen. Dort ist offenbar ein großes Metallteil in ein mit 6000 Litern Salpetersäure gefülltes Becken gefallen. Bei der Reaktion der Materialien miteinander seien die nitrosen Gase entstanden. Solche Gase können im schlimmsten Fall ein lebensgefährliches Lungenödem auslösen, wie die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung schreibt. Dabei sammelt sich Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in der Lunge, was zum Tod führen kann.

Um 22.36 Uhr gaben die Behörden schließlich Entwarnung

Die Einsatzkräfte sperrten das betroffene Gebiet großräumig ab und gingen mit Schutzanzügen ins Gebäude. Weil Versuche, das Metallstück aus dem Säurebecken zu holen scheiterten, wurde die Säure in ein anderes Becken umgepumpt. Dabei halfen laut Kreisbrandinspektion auch Mitarbeiter der betroffenen Firma. Um kurz vor 21 Uhr teilte ein Feuerwehrsprecher dann mit, der über einen Schornstein nach draußen geleitete Rauch sei inzwischen nicht mehr gelblich. Die chemische Reaktion konnte durch das Abpumpen der Säure demnach gestoppt werden. Man habe diese „mit Wasser niedergeschlagen“, ergänzte ein Sprecher am Einsatzort.

Um 22.36 Uhr teilten die Behörden schließlich mit: „Die Gefahr einer Gaswolke über Mainaschaff und Aschaffenburg besteht nicht mehr.“ Schulen und Kitas können am Mittwoch nach Angaben der Gemeinde Mainaschaff normal öffnen. Messungen in der Luft seien als unbedenklich eingestuft worden.

Unterfranken: Gaswolke tritt nach Chemieunfall aus - Vier Verletzte (Video: dpa)

Bis die Ermittler etwas zur Ursache und dem Schaden sagen könnten, werde es dauern, sagte ein Pressesprecher der Polizei. Das betroffene Gebäude in dem Industriebetrieb habe bislang nicht betreten werden können. Am Mittwochmorgen wollten die Beamten noch eine mögliche Einsturzgefahr ausschließen, erst dann sollten Ermittler hineingehen.

Am Abend zuvor war die Bevölkerung noch eindringlich gewarnt worden, das betroffene Gebiet um Mainaschaff zu meiden, Schutz in Gebäuden zu suchen und Fenster und Türen zu schließen sowie Lüftungen und Klimaanlagen abzuschalten. Die Bürgerinnen und Bürger wurden aufgerufen, gefährdete Personen vorübergehend bei sich aufzunehmen, Kindern und Hilfsbedürftigen zu helfen sowie auf Durchsagen von Polizei und Feuerwehr zu achten. Mainaschaff grenzt direkt an Aschaffenburg.

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