Den eigenen Namen kann man sich nicht aussuchen. Ein neuer Mensch weiß noch nicht mal, wie die Welt aussieht, da ist schon klar, wie er in ihr gerufen werden soll. Manche Kinder freilich sind von ihrem eigenen Namen nicht im gleichen Maße begeistert wie ihre besonders kreativen Eltern. Ein gewisser Herr Höhle etwa fragt sich sein Leben lang, warum seine Eltern ihn unbedingt Axel nennen mussten. Und weil es so gut passt an dieser Stelle, soll auch noch vom Karl erzählt werden, der Karl Auer gerufen wurde.
Noch so ein Name, den man sich nicht aussuchen kann, ist der des Ortes, in den man hineingeboren wird. Wobei es nicht verwundern würde, wenn einige Bewohner der Gemeinde Stamsried in der Oberpfalz glatt vergessen würden, wo sie eigentlich leben. Der kleine Ortsteil Asbach hat nämlich nur fünf Häuser und es ist wohl der einzige Ort, in dem mehr Ortsschilder gestohlen werden, als es Einwohner gibt. Gut, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, wahr aber ist, dass gerade eben erst wieder eins abgeschraubt wurde. So meldete das die Polizei.
Wie sehr die Gemeinde darunter leidet, finanziell, aber sicher auch unter dem Gesichtspunkt der schwindenden Identitätsvergewisserung, zeigt sich daran, dass nun 500 Euro Belohnung ausgelobt worden sind für diejenigen, die mehr über die Ortsschild-Diebe erzählen können. Ziemlich sicher kann man sagen, dass es sich um Liebhaber, zumindest aber um Kenner der Weinbrandmarke „Asbach uralt“ handelt. So ein „Asbach uralt“ wurde in den Siebzigerjahren zu feierlichen Anlässen herausgeholt und auch jetzt – man kann es verstehen oder auch nicht – erfreut er sich wohl noch einiger Beliebtheit.
Für die Gemeinde Stamsried freilich ist all das kein Spaß, denn so ein Ortsschild ist teuer. Immerhin aber ist sie nicht alleine mit ihrem Leid. Im ebenfalls Asbach genannten Örtchen im Kreis Dachau etwa hängen die Ortsschilder nicht mal eine Woche, da sind sie schon wieder geklaut. Einmal waren die Diebe dort so von ihrer Asbach-Liebe oder gar von ihrem Asbach-Genuss beseelt, dass sie am Ende nicht nur das Schild, sondern auch den Pfosten mit absägten. Ja, sogar ein Appell des Weinbrand-Herstellers, den armen Asbachern doch bitte ihre Schilder zu lassen, nützte nichts. Mittlerweile haben sie in Asbach bei Dachau sogar schon einen festen Haushaltsposten nur für gestohlene Schilder eingerichtet.
Die Asbacher könnten es jetzt natürlich so machen wie die Fuckingers in Österreich, die sich kurzerhand in die Fuggingers umbenannten, damit sie in Zukunft kein Ortsschild mehr ersetzen müssen. Das aber komme für sie nicht infrage, sagt etwa der Bürgermeister des Asbachs Nähe Dachau. Es geht ihnen da womöglich wie Axel Höhle und Karl Auer. Am Ende hängt man doch am eigenen Namen, selbst wenn das Ortsschild nicht mehr hängt.