Artenschutz in Bayern:Zentrale Polizeieinheit gegen Wilderei

Luchse im Bayerischen Wald

Luchse sind streng geschützt und in Bayern vom Aussterben bedroht.

(Foto: dpa)

Vergiftetet Bussarde und erschossene Luchse: Wilderei und illegale Abschüsse von geschützten Tieren in Bayern häufen sich. Naturschutzverbände, Jäger und Touristiker fordern deshalb eine zentrale Polizeieinheit gegen Umweltkriminalität. Die bekannten Fälle dürften nur die Spitze des Eisberges sein.

Von Christian Sebald

Der illegale Abschuss einer trächtigen Luchsin Anfang Mai im Gebiet des Großen Arber bei Bodenmais gab den Ausschlag: Unter dem Motto "Ehrensache! Umweltkriminalität aufdecken" fordert jetzt ein Bündnis aus Naturschutzverbänden, Jägern und Touristikern rund um den Nationalpark Bayerischer Wald die Schaffung einer zentralen Ermittlungsgruppe bei der Polizei für solche Straftaten. Zugleich haben die Tierschützer eine Petition an den Landtag gestartet. "Bayern muss Anschluss an die internationalen Bemühungen zum Artenschutz finden", sagt Claus Obermaier von der Gregor-Louisoder-Umweltstiftung in München, die das Bündnis koordiniert. "Es ist ein Skandal, wenn hier streng geschützte Arten wie der Luchs durch illegale Abschüsse wieder ausgerottet werden."

Zumeist sind es nur besonders spektakuläre Fälle wie eben derjenige der Bayerwald-Luchsin, die kurz vor der Geburt ihrer drei Jungen stand, die Schlagzeilen machen. Dabei gibt es immer wieder ganze Serien von Wildfreveln. Oft sind Greifvögel ihr Ziel. So wurden ebenfalls im Mai nahe Landshut etliche vergiftete Mäusebussarde aufgefunden. Kurz zuvor hatte man nahe dem Rhön-Ort Ostheim die Kadaver von neun Rotmilanen, einem Schwarzmilan, fünf Mäusebussarden und einer Elster entdeckt. Die Vögel waren ebenfalls vergiftet worden. Genauso wie die sechs Füchse und zwei Steinmarder, die im selben Zeitraum tot in der Rhön aufgefunden worden waren. Diese und andere Fälle dürften nur die Spitze des Eisbergs sein, vermuten Fachleute.

Denn, so sagt Claus Obermaier, Wilderei und illegale Abschüsse zählten zur sogenannten Hol-Kriminalität. "Das heißt, je mehr Arbeit die Polizei in die Ermittlungen steckt, desto mehr Fälle werden entdeckt und desto mehr Straftaten kann sie auch aufklären", sagt Obermaier. Dies hätten die Erfahrungen in Österreich, aber auch in Großbritannien gezeigt, wo es seit Langem Spezialeinheiten gegen Umwelt- und Naturschutzstraftaten gibt. Auch die Stabsstelle Umweltkriminalität, die 2004 am nordrhein-westfälischen Umweltministerium eingerichtet worden ist, arbeitet sehr erfolgreich.

Bis zu fünf Jahre Haft für Abschuss eines Luchses

Letztere soll denn auch Vorbild sein für die neue bayerische Polizeieinheit. Entscheidend für Ermittlungserfolge sei nämlich, sagt Obermaier, dass die Nachforschungen nicht mehr von den örtlichen Polizeiinspektionen, sondern regional unabhängig geführt würden. Außerdem müssten die Straftaten strikter verfolgt und geahndet werden als bisher, damit potenzielle Nachahmer abgeschreckt werden. Für den illegalen Abschuss eines Luchses etwa drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Die Arbeit der Einheit soll sich auch nicht auf spektakuläre Fälle beschränken. Sondern auf alle möglichen Naturschutz-Straftaten bis hin zu Abfalldelikten erstrecken und auch Öffentlichkeitsarbeit umfassen.

Informationen: www.bayern-wild.de

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: