Architektouren 2024:Nachhaltiges Bauen im Mittelpunkt

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Wo einst die Paulaner in der Münchner Au ihr Bier braute, entstand das "Hoch der Isar". (Foto: holger meyer gmbh)

Ob Neu- oder Umbau, Modernisierung oder Sanierung: Ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ist Architektur heute nicht mehr denkbar. Wie’s geht, zeigen die Architektouren 2024.

Von Evelyn Vogel

„Einfach (um)bauen“ – so lautet das Motto der diesjährigen Architektouren, bei denen am 29. und 30. Juni mehr als 200 Projekte in Bayern ihre Türen öffnen. Doch einfach ist inzwischen gar nichts mehr am Bau. Früher rauften sich private Bauherrinnen und Bauherren vielleicht die Haare darüber, ob die Wände gerade sind, Lichtschalter und Steckdosen am richtigen Platz sitzen oder beim Parkett und den Fliesen nicht allzu viel Verschnitt gemacht wurde. Heute macht der Bau eines Eigenheims die Auftraggebenden zu Spezialisten in Materialkunde, Wärmetechnik, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit. Geht es um das Bauen im Bestand, wird die Sache noch komplizierter.

Doch gerade das Bauen im Bestand spielt eine immer größere Rolle im Hinblick auf Umwelt und Nachhaltigkeit. Denn jeder Abriss vernichtet Ressourcen. Produktion und Einsatz neuer Materialien sorgt für eine negative Energiebilanz. Auch deshalb richteten sich die Architektouren im vergangenen Jahr inhaltlich neu aus. „Ein nachhaltiges, sozial und naturverträgliches Leben ist heute ohne den konsequenten Wandel hin zu Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung beim Planen und Bauen nicht denkbar“, betont Kammerpräsidentin Lydia Haack.

Deshalb liegt ein Schwerpunkt der diesjährigen Ausgabe des zweitägigen Events nicht nur auf Neubauten, sondern vor allem auf Umbauten, Modernisierungen, Sanierungen, Innenräumen, Renaturierungen, Parks, Grün- und Außenanlagen. Zum zweiten Mal wurden zudem Nachhaltigkeitskriterien wie Energieeffizienz, Klimaanpassung, Flächensparen, Barrierefreiheit und weitere Aspekte der Nachhaltigkeit abgefragt und bewertet. Dabei wurden 78 Projekte mit dem Prädikat „KlimaKulturKompetenz“ ausgezeichnet, etliche sogar mehrfach.

Mehrfach prämiert: die genossenschaftliche Wohnanlage Freiham WA2 Mitte in München-Aubing. (Foto: Roswitha Näbauer)

Beispielsweise die genossenschaftliche Wohnanlage Freiham WA2 Mitte in München-Aubing, die für Energieeffizienz, Klimaanpassung, Barrierefreiheit sowie weitere Aspekte der Nachhaltigkeit das Prädikat erhielt. Wer sich die Sache mal näher anschauen will: Die Besichtigungen in der Otto-Meitinger-Straße 10 finden am Samstag von 15.30 bis 17 Uhr und am Sonntag von 10.30 bis 12 Uhr statt.

Überhaupt Aubing! Der schnell wachsende Stadtteil schickt sich gerade in vielerlei Hinsicht an, zum neuen Place to be Münchens zu werden – im Hinblick auf Kultur und Unterhaltung in Form des Kulturkraftwerks Bergson. Aber es entstehen eben auch viele neue Wohnungen. Und nur wenige Minuten zu Fuß entfernt von der Anlage WA2 Mitte liegt ein weiteres genossenschaftliches Wohnkonzept, in dem in Holz-Hybrid-Bauweise 104 Wohnungen mit Waschräumen, Werkstätten, Flexzimmern und Gemeinschaftsräumen mit Küchen in der Ute-Strittmatter-Straße 28 entstanden sind. Es gibt zwei Besichtigungen am Samstag: von 14 bis 15.30 Uhr und 16 bis 17.30 Uhr.

Ein genossenschaftliches Wohnkonzept mit 104 Wohnungen als Holz-Hybrid (KfW 40+) in München-Aubing. (Foto: Florian Holzherr)

Den Gegenentwurf zum genossenschaftlichen Wohnen kann man am Sonntag von 14 bis 16 Uhr besichtigen. Wo einst die Paulaner gleichsam im Herzen der Stadt am Nockherberg ihr Bier braute, entstanden unter dem Label „Hoch der Isar“ in den vergangenen Jahren Wohnungen, die eher dem Luxussegment zuzuschreiben sind. Einen Eindruck der 13 neuen Wohngebäude in der Münchner Au kann man am Sonntag von 14 bis 16 Uhr an der Hochstraße 75 gewinnen. Treffpunkt ist die Tiefgarageneinfahrt Paulaner am Nockherberg.

Von da ist es nicht weit, um mal in eine Privatwohnung hinein zu spicken, bei deren Umbau der Denkmalschutz ein Wörtchen mitzureden hatte. Im Rahmen eines Dachaus- und umbaus entstand in Obergiesing in der Tegernseer Landstraße 10 eine hübsche Galeriewohnung. Einen Blick hineinwerfen kann man am Samstag zwischen 11 und 12 Uhr sowie am Sonntag von 16 bis 17 Uhr.

Wenn der Denkmalschutz ein Wörtchen mitzureden hat: Dachausbau und Umbau in einem Denkmalschutzgebäude in München-Obergiesing. (Foto: Sebastian Schels)

Auch bei öffentlichen Gebäuden steht zeitgemäßes Bauen natürlich im Vordergrund. Interessant sind die Generalinstandsetzungen des Oskar-von-Miller- und des Maximiliansgymnasiums in Schwabing. Dabei sind ein Fachklassenneubau und zwei neue unterirdische Sporthallen entstanden. Die Besichtigung findet am Samstag um 11 und um 14 Uhr statt, Treffpunkt ist der Haupteingang an der Siegfriedstraße 22.

Als Beispiel für öffentliche Grünanlagen bieten die Architektouren eine Führung durch die an der Pühnstraße in Bogenhausen an – auch wenn man nur einen kleinen Teil der 51 800 Quadratmeter erleben kann. Los geht’s in der Denninger Straße 172 bei der Haltestelle Pühnstraße stadtauswärts (Bus Nr. 185, 188, 189) am Samstag um 14 und 15.30 Uhr.

Wohnen und Gewerbe flächensparend vereint: Ein Supermarkt mit Wohnungen am Wörthsee. (Foto: Sebastian Schels)

Wer weiter rausfahren will: Am Wörthsee ist ein Supermarkt mit Wohnungen entstanden, der Wohnen und Gewerbe vereint und für Flächensparen und Barrierefreiheit ausgezeichnet wurde. Die Adresse trägt den schönen Namen Zum Kuckucksheim 3 und kann am Samstag von 16 bis 18 Uhr besichtigt werden. Ein weiterer Lichtblick an einem See: der „Blau Raum“ des Franz Marc Museums in Kochel am See. Mehr Raum im Franz Marc Park – und das Ganze in türkisblau und bergschwarz. Touren sind am Samstag von 11 bis 12.30 Uhr sowie 14 bis 15.30 Uhr.

Nachtanken und Ausruhen: Der SWI Schnellladepark In-Campus in Ingolstadt. (Foto: e Corina Franke)

Wie die architektonische Zukunft der E-Mobilität beim Tanken aussehen könnte, zeigt der SWI Schnellladepark In-Campus in Ingolstadt. Der hier entstandene Schnellladepark mit zwölf Ladeplätzen, Aufenthaltsbereich und Sanitäranlagen auf 42 Quadratmetern ist so hübsch anzusehen, dass einem die Wartezeit nicht lang wird. Besichtigung: In-Campus Allee 6 in Ingolstadt, Sonntag 11 bis 13 Uhr.

Die Baumstammfassade des Museums für nachwachsende Rohstoffe Nawareum in Straubing ist ein echter Hingucker. (Foto: Erich Spahn)

Und zum Schluss noch ein Tipp, bei dem es architektonisch wie inhaltlich um Nachhaltigkeit geht: das Nawareum – Museum für nachwachsende Rohstoffe in Straubing. Unter dem Stichwort „Zukunft Ressourcen erleben“ ist hier auf gut 2800 Quadratmetern ein klimaneutraler und nachhaltiger Museumsbau entstanden, dessen Baumstammfassade ein echter Hingucker ist. Besichtigung in der Schulgasse 23a in Straubing ist am Samstag von 11 bis kurz vor 16 Uhr. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung an info@doemges.ag erforderlich.

Architektouren, 29. und 30. Juni, Infos und digitales Booklet unter www.byak.de/planen-und-bauen/architektur-baukultur/architektouren.html

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