Arbeitsmarkt:Historischer Tiefstand

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Noch nie gab es im April in Bayern so wenig Arbeitslose

Von Maximilian Gerl, Nürnberg

Die Frühjahrsbelebung auf dem bayerischen Arbeitsmarkt hat sich im April fortgesetzt: Laut Regionaldirektion Bayern der Arbeitsagentur sank die Arbeitslosenquote auf 3,2 Prozent. Das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als im März und 0,4 Prozentpunkte weniger als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote sei damit "so niedrig wie noch nie in einem April", so Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) sagte: "In keinem Regierungsbezirk haben wir bei der Arbeitslosenquote noch eine Vier vor dem Komma." Nirgendwo in Deutschland sei die Erwerbstätigenquote so hoch und die Arbeitslosenquote so gering wie im Freistaat.

In Niederbayern fiel die Arbeitslosenquote besonders deutlich, nämlich um 0,6 Prozentpunkte. Das dürfte vor allem an der dort starken Bau- und Landwirtschaft liegen. Beide Branchen konnten nach den arbeitsarmen Wintermonaten wieder den Betrieb aufnehmen. Generell gelten das Gesundheits- und Sozialwesen, das Verarbeitende Gewerbe sowie qualitativ hochwertige Dienstleistungen seit Jahren als Haupttreiber der Beschäftigungswachstums. Allein im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten heute 100 000 Menschen mehr als vor fünf Jahren. "Ich sehe der kurzfristigen Entwicklung im Freistaat angesichts der guten Rahmenbedingungen optimistisch entgegen", sagte Holtzwart. "Doch wir müssen uns für die Herausforderungen der Zukunft gut aufstellen."

Zu den Herausforderungen zählt unter anderem die anhaltend hohe Nachfrage nach Arbeitskräften. Die Industrie- und Handelskammern (IHK) ermittelten kürzlich, dass bis Ende 2017 der Fachkräftemangel auf bis zu 450 000 Menschen steigen könnte. Für 2030 erwartet die IHKs, dass bis zu 406 000 beruflich Qualifizierte und 45 000 Akademiker fehlen könnten. Den größten Engpass gebe es derzeit bei beratenden, wirtschaftsnahen und personenbezogenen Dienstleistungen.

Arbeitsministerin Emilia Müller (CSU) zeigte sich optimistisch, dass der bayerische Arbeitsmarkt "die Jahresquote 2016 von 3,5 Prozent knacken" werde. Besonders erfreulich sei die geringe Jugendarbeitslosenquote von 2,7 Prozent. Matthias Jena, Vorsitzender des Gewerkschaftsbunds Bayern, warnte davor, den Arbeitsmarkt nur quantitativ zu betrachten: "Für uns ist die Qualität der Arbeitsplätze entscheidend." Arbeit müsse immer eine Perspektive auf Absicherung im Alter bieten. Befristete Arbeitsverträge, Minijobs oder Leiharbeit führten oft zu einer "Armutskarriere, denn aus Erwerbsarmut wird oft Altersarmut".

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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