Anträge im Landtag:"Tarifdschungel" im Nahverkehr

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Die Grünen fordern Vereinfachung für Busse und Regionalzüge

Von Maximilian Gerl, München

In gleich sechs Anträgen an den Landtag fordern die Grünen eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Bayern. Gerade auf dem Land herrsche diesbezüglich Bedarf, sagte der Grünen-Abgeordnete Markus Ganserer am Freitag. Zu oft passten die Fahrpläne von Bussen und Regionalzügen nicht zueinander, was schon ohne Verspätungen zu großen Wartezeiten für Pendler führe. "Gerade dort, wo wenig fährt, muss die Abstimmung stimmen", sagte Ganserer. Teils hielten Busse an Landkreisgrenzen, weil es keine übergreifende Nahverkehrsplanung gebe. Zusätzlich herrsche "Fahrkartenwirrwarr", weil jeder bayerische Tarifverbund ein eigenes Ticketsystem habe. Wer von einer bayerischen Stadt in eine andere reise, müsse "drei Semester Tarifdschungel studieren", um das örtliche System zu verstehen. Was die Sache zusätzlich verkompliziert: Der ÖPNV befindet sich regional auf recht unterschiedlichem Stand. Nur 38 von 71 Landkreisen besitzen derzeit einen Nahverkehrsplan, der jünger als fünf Jahre ist. Manche haben sogar in den vergangenen 20 Jahren gar keinen Plan entwickelt. Und auch ein Überblick über das Angebot fehlt: "Eine statistische Erfassung der mehr als 2700 Linien im ÖPNV im Freistaat liegt nicht vor", heißt es in einer Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der Grünen. Dabei muss jede neue Linie von den Behörden erst genehmigt werden.

Eine Reform des bayerischen ÖPNV-Gesetzes streben die Grünen indes mit ihren Anträgen nicht an: Ihnen geht es erst einmal um Vereinfachung. Sie fordern unter anderem ein einheitliches Tarifsystem für alle bayerischen Städte und Gemeinden sowie ein gemeinsames Ticket. Um die Reiseplanung zu verbessern, sollten alle Verkehrs- und Fahrplandaten öffentlich abrufbar sein, etwa per Smartphone-App - das funktioniere derzeit noch nicht zufriedenstellend, sagte Ganserer. Große Mehrkosten fielen bei einer Umsetzung nicht an. "Viele Pendler würden so ein Angebot annehmen." Und außerdem: "Eine Stunde nicht am Schalter anstehen zu müssen, finde ich unbezahlbar." Die Anträge sollen nach der Sommerpause in den Landtag eingebracht werden.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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