Von der Polizei erschossen:Messertäter von Ansbach war psychisch auffällig

Von der Polizei erschossen: Bei einem Polizeieinsatz in Ansbach wurde ein 30-Jähriger getötet, der mit einem Messer wahllos Menschen angegriffen hatte.

Bei einem Polizeieinsatz in Ansbach wurde ein 30-Jähriger getötet, der mit einem Messer wahllos Menschen angegriffen hatte.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Ein Mann hat am Donnerstagabend an einem Bahnhof wahllos Passanten attackiert. Zwei Menschen wurden verletzt. Als er auf Polizisten losging, erschossen sie ihn. Was noch über die Tat bekannt ist.

Von Olaf Przybilla, Ansbach

Nach der Messerattacke auf Passanten am Bahnhof Ansbach mit zwei Verletzten hat die Polizei die Identität des Angreifers ermittelt. Demnach handelt es sich um einen 30 Jahre alten, in Ansbach wohnhaften Asylbewerber aus Afghanistan. Der mutmaßliche Angreifer war am Donnerstagabend von der Polizei niedergeschossen worden und kurz darauf seinen Verletzungen erlegen.

Zwar habe der Mann mehrmals "Allahu Akbar" ("Gott ist groß") während der Tat gerufen. Weitere Hinweise auf ein terroristisches Motiv oder eine "politisch motivierte oder religiöse Ideologie" ergaben sich den Ermittlern zufolge bislang aber nicht. Der 30-Jährige sei bereits als "psychisch auffällig" in Erscheinung getreten. Auch in ein Betreuungsverfahren sei er verwickelt gewesen, sagte die Leitende Oberstaatsanwältin Gabriele Hofmeier. In seinem Zimmer in einer Ansbacher Gemeinschaftsunterkunft wurden Psychopharmaka gefunden.

Der Mann war vor sieben Jahren nach Deutschland eingereist, seit zwei Jahren lebt er in Ansbach. In einer Woche wäre seine Duldung abgelaufen, erklärte der Leiter der Ansbacher Kriminalpolizei, Dieter Hegwein. Ob dies einen Einfluss auf die Attacke am Bahnhof gehabt haben könnte, sei bislang unklar. Auf dem sichergestellten Handy des Mannes hätten sich bislang keine Hinweise auf das Motiv des Mannes ergeben.

Ein 20-Jähriger rettete einen Minderjährigen vor dem Attentäter

Mittelfrankens Polizeipräsident Roman Fertinger würdigte vor allem das Handeln eines 20-Jährigen, dem ein 17-Jähriger womöglich sein Leben verdanke. Der 20-Jährige war zur Hilfe geeilt, nachdem der Attentäter den 17-Jährigen zu Boden gebracht, sich auf ihn gesetzt hatte und damit drohte, ihn mit einem Messer zu töten. Der 20-Jährige trug dabei selbst eine Schnittwunde davon, konnte aber nach ambulanter Behandlung aus dem Krankenhaus entlassen werden. Der 17-Jährige trug durch die Attacke Würgemale am Hals davon.

Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat das mutige Eingreifen eines Passanten gewürdigt. "Ganz besonders beeindruckt bin ich von dem 20-jährigen Mann, der dem zunächst angegriffenen 17-jährigen Jugendlichen selbstlos zu Hilfe geeilt ist", sagte Herrmann der Bild-Zeitung. "Es gehört eine gehörige Portion Mut dazu, einen mit Messern bewaffneten Mann in die Flucht zu schlagen, obwohl man sich selbst in Lebensgefahr bringt und verletzt wird. Ich hoffe, dass sich beide möglichst bald von ihren Verletzungen und traumatischen Erlebnissen erholen können."

Von der Polizei erschossen: Auch die herbeigerufenen Beamten soll der Mann angegriffen haben.

Auch die herbeigerufenen Beamten soll der Mann angegriffen haben.

(Foto: Friedrich/dpa)

Kurz vor 18 Uhr hatte der 30-Jährige mehrere Passanten attackiert. Die Polizei geht davon aus, dass er dabei Menschen töten wollte. Am Tatort stellten die Ermittler beim Verdächtigen zwei große Fleischermesser sicher, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die Tatwaffen sind, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken erklärte.

Die Wohnung des Täters wurde durchsucht

Am Donnerstagabend waren im Polizeipräsidium mehrere Notrufe per Mobiltelefon eingegangen. Demnach habe sich ein Mann in der Nähe eines Parkhauses am Bahnhof Ansbach extrem aggressiv verhalten und mehrere Menschen angegriffen. Auch die herbeigerufenen Beamten habe der 30-Jährige anschließend angegriffen, sagte Fertinger. Dabei sei es, so die Polizei, "zum polizeilichen Schusswaffengebrauch" gekommen. Nach bisheriger Einschätzung sei dieser "eindeutig gerechtfertigt" gewesen, sagte der Polizeipräsident. Die Situation sei auch durch Kameras am Körper der Beamten dokumentiert.

Insgesamt drei Schüsse seien abgegeben worden, dreimal sei der 30-Jährige getroffen worden. Den genauen Hergang ermitteln seit Donnerstagabend Beamte des bayerischen Landeskriminalamts. Diese übernehmen routinemäßig die Ermittlungen, wenn Schüsse aus Polizeiwaffen abgegeben werden.

Nach Ermittlerangaben war der erschossene Verdächtige polizeibekannt. Wegen diverser Drogen- und Körperverletzungsdelikten sowie einer sexuellen Belästigung war er schon vor der Attacke am Donnerstag auffällig geworden. Die Taten waren mit Strafbefehlen abgegolten worden, sagte die Oberstaatsanwältin. Als islamistischer Extremist soll er den Sicherheitsbehörden bislang aber nicht aufgefallen sein. Auch in seinen Zimmerunterlagen und auf dem Handy haben sich bislang keine Hinweise darauf ergeben. Auch geht die Polizei davon aus, dass der 30-Jährige nicht Teil eines Netzwerkes gewesen ist.

Trotz sofort eingeleiteter Reanimierungsversuche war der 30-Jährige noch am Tatort verstorben. Die Beamten blieben unverletzt. Den beiden Verletzten - den 17- und 20-jährigen Männern - gehe es den Umständen entsprechend gut, führte der Polizeisprecher am Freitag aus.

Um Spuren zu sichern, hatte die Polizei am Abend den Parkplatz eines Drogeriemarktes und ein Parkhaus im Süden des Bahnhofs geräumt. Ermittler suchen nun nach weiteren Zeugen, die den Angriff am Bahnhof beobachtet haben. Sie werden gebeten, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen.

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