Süddeutsche Zeitung

Angst um die SPD:Warnschuss

Parteisoldat schreibt Gabriel

Attacken sind dem früheren Reserveoffizier Peter Paul Gantzer, 77, nicht fremd, wohl selten aber hat er die eigenen Reihen so vehement angegriffen wie jetzt. In einem offenen Brief an Parteichef Sigmar Gabriel beklagt der SPD-Landtagsabgeordnete den Zustand seiner Partei - und ruft diese zu mehr Disziplin und Zukunftsfähigkeit auf. Derzeitige Umfrageergebnisse von etwa 19 Prozent seien "mehr als beunruhigend", findet Gantzer, ebenso die Halbierung auf etwa 450 000 Mitglieder in den vergangenen 40 Jahren. Als Hauptübel für die negative Entwicklung nennt Gantzer mangelnde Geschlossenheit und ein diffuses Profil. Die Parteiflügel müssten lernen, Beschlüsse zu akzeptieren und keine Rosenkriege zu veranstalten. Es reiche nicht, auf vergangene Verdienste hinzuweisen, man müsse bei vielen Themen endlich "klare Kante" zeigen - etwa bei einer höheren Besteuerung von Vermögen. Seit Willy Brandt sei die SPD nicht gewählt worden, weil sie links oder rechts stand, sondern weil sie Antworten auf die Zukunftsfragen hatte, schreibt Gantzer. Der Brief sei als Analyse eines alten Parteisoldaten zu verstehen, der um seine SPD leide.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3007385
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.05.2016 / wiw
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.