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Analoges Satelliten-TV wird abgeschaltet:Der Tag des schwarzen Bildschirms

Am 30. April wird das analoge Satelliten-TV abgeschaltet. Besonders betroffen sind die Zuschauer in Bayern. Warum das so ist, wie die Umstellung funktioniert, was sie kostet - und wie man herausfindet, ob der eigene Fernseher ab Mai schwarz bleibt. Wichtige Fragen und Antworten.

Anja Perkuhn

Mit einem Mal wird es dunkel werden am 30. April - zumindest bei denen, die sich bis dahin noch nicht darum gekümmert haben, dass das analoge Fernsehsignal an diesem Tag morgens um drei Uhr endgültig abgeschaltet wird. Momentan betrifft das laut Bayerischem Rundfunk (BR) im Freistaat etwa 500.000 Haushalte.

Der Sender hat dieses Datum deshalb seit Monaten massiv beworben, hat unter anderem immer wieder Info-Laufbänder über den Bildschirm flimmern lassen und zwei Sonderfolgen der bayerischen Seifenoper "Dahoam ist dahoam" ausgestrahlt, in denen sich zwei Protagonisten darüber unterhalten, wie wichtig es ist, sich mit der "oidn Kistn" zu beschäftigen.

Es sind zwar noch fast 100 Tage Zeit, bis die Mattscheiben schwarz werden - "aber das ist wie mit den Hausaufgaben: Man sollte es am besten sofort erledigen", sagt Helwin Lesch vom BR. Die SZ gibt einen Überblick, welche Haushalte von der Umstellung betroffen sind und welche nicht, was man für eine Umstellung braucht und wieso sich überhaupt etwas ändert.

Bei wem wird sich am 30. April etwas ändern?

Kabelkunden sind in der Regel nicht betroffen. Es ändert sich nur etwas an der Verbreitung des Fernseh- und auch des Radiosignals über Satellit: Dieses wird ab dem Stichtag nur noch in digitaler Form gesendet und nicht mehr analog.

Was genau passiert dann an diesem Tag?

Der 30. April ist der Stichtag, an dem auch der letzte Sender sein analoges Programmangebot einstellt, es wird einfach nicht mehr über diesen Weg gesendet. Darauf haben sich die Landesmedienanstalten und die Programmveranstalter geeinigt. Das bedeutet: Wer über Satellit fernsieht und nicht umgestellt hat auf digitales Fernsehen, wird von diesem Tag an keine Programme mehr auf seinem Fernseher empfangen und auch keinen Videotext mehr nutzen können. Einige Sender haben diesen Betrieb schon vor einer Weile eingestellt, es sind nur noch knapp 30 übrig, die überhaupt noch analog senden.

Warum muss sich überhaupt etwas ändern?

Die Umstellung von Analog- auf Digitalfernsehen ist für die Anbieter ökonomisch sinnvoll: Das digitale Signal beansprucht deutlich weniger Übertragungskapazität und nutzt die verfügbaren Frequenzen damit besser aus. Gleichzeitig hat es eine höhere Ton- und Bildqualität. Außerdem ist es weniger störanfällig als analoges Fernsehen.

Man hätte das analoge Fernsehen aber doch beibehalten können?

Da es Digitalfernsehen in zwei verschiedenen Varianten gibt - in Standardqualität (SD) und hochauflösend (HD) - wäre es wirtschaftlich nicht sinnvoll, die gleichen Programme weiterhin noch in einer dritten, der analogen, Form auszustrahlen.

Wird es nach der Umstellung mehr Programme geben?

Mit digitalem Satellitenfernsehen sind deutlich mehr Programme empfangbar: etwa 300 deutschsprachige. Außerdem wurden für den digitalen Rundfunk beispielsweise in Magdeburg, Halle, Leipzig und Wolfsburg neue Senderstandorte in Betrieb genommen.

Ist Bayern besonders betroffen von der Umstellung?

In gewisser Weise ja: Es nutzen zwar schon etwa zwei Millionen der bayerischen Haushalte mit Satellitenempfang das digitale Angebot, etwa eine halbe Million Haushalte hat aber noch den analogen Satellitenempfang. Das ist vor allem deshalb so, weil in Bayern früher als in anderen Bundesländern von Antennenfernsehen auf Satellitenempfang umgestellt wurde. In vielen Haushalten gibt es deshalb schon lange eine Satellitenschüssel, die es unnötig machte, sich beispielsweise vor sieben Jahren damit zu befassen, dass das analoge Antennenfernsehen abgeschaltet und zu digitalem Antennenfernsehen umgewandelt wurde.

Wie finde ich heraus, ob mein Fernseher am 30. April schwarz bleibt?

Der einfachste Weg ist es, den Fernseher jetzt einzuschalten und auf ARD, Pro Sieben, RTL, Sat 1 oder ZDF den Videotext zu öffnen. Auf der Seite 198 steht dann entweder: "Sie empfangen Ihre Fernsehprogramme bereits digital oder sind als Kabelkunde nicht von der Umstellung betroffen", oder: "Wenn Sie diese Seite sehen und Ihr Gerät über einen Satellitenempfänger angeschlossen ist, empfangen Sie Ihre Fernsehprogramme analog." Dann sollten Sie umstellen.

Was brauche ich, um auf digitalen Empfang umstellen zu können?

Um die digitalen Signale empfangen zu können, benötigt man zwei Neuanschaffungen, die es mit ziemlicher Sicherheit in jedem Elektromarkt gibt: einen Digital-Receiver und einen digitaltauglichen Signalumsetzer - Universal-LNB genannt.

Wo schließe ich die neuen Geräte an?

Der digitale Receiver wird wie das alte, analoge Gerät mit der Sat-Anlage verbunden und an den Fernseher angeschlossen. Dabei braucht jeder Fernseher einen eigenen Receiver. Der Fernseher selbst muss nicht ausgetauscht werden.

Wie viel kostet mich die Umstellung?

Einen einfachen Digital-Sat-Receiver bekommt man schon für 20 bis 30 Euro - ein Receiver für HD-Fernsehen mit Festplatte für Aufzeichnungen und Internetanschluss kann schon mehrere hundert Euro kosten. Ein Universal-LNB kostet zwischen zehn und 30 Euro. Der digitale Satellitenempfang selbst - nur für freiwillige Zusatzangebote wie einige HD-Programme kann eine zusätzliche Gebühr anfallen.

Was passiert mit dem Radioempfang?

Die Übertragung des Astra-Digital-Radios und der analog verbreiteten Hörfunkprogramme über Satellit endet ebenfalls am 30. April. Um das digitale Angebot nutzen zu können, sind eine digitaltaugliche Satellitenempfangsanlage und ein digitaler Satellitenreceiver nötig - für Radio- und Fernsehempfang. Nicht betroffen ist der analoge UKW-Radioempfang, beispielsweise in Autoradios.

Wenn ich noch Fragen zur Umstellung habe, an wen wende ich mich?

Vom 21. Januar bis zum 25. Mai ist eine Servicenummer speziell für Fragen zur Abschaltung des analogen Satellitenempfangs eingerichtet. Sie ist leicht zu merken, da sie das Abschaltdatum in der Nummer enthält: 01805 / 30 04 12 (14 ct./min aus dem bayerischen Festnetz). Weitere Informationen gibt es auf www.br.de/satellit und www.klardigital.de sowie im Bayerntext ab Seite 850.

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Quelle:
SZ vom 26.01.2012/tob
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