Amateursport:Flanke, Kopfball, Krankenhaus

Gasthaus

Immer häufiger hört man von Schlägereien und gebrochenen Knochen im bayerischen Amateurfußball. Verband und Trainer fordern ein hartes Durchgreifen.

(Foto: Lukas Barth)
  • In den vergangenen Wochen häuften sich die Fälle von heftigen Attacken und Aggressionen in bayerischen Fußball-Amateurligen.
  • Im September etwa wurde bei einem niedrigklassigen Spiel in Niederbayern ein Spieler mit den Füßen niedergestreckt, danach bekam er noch Faustschläge versetzt.
  • Der Bayerische Fußballverband (BFV) verweist auf die niedrige Zahl an Spielabbrüchen. Das sagt als statistische Kategorie aber nicht viel aus.

Von Hans Kratzer und Vinzent-Vitus Leitgeb

Das am vergangenen Sonntag ausgetragene A-Klassen-Punktspiel zwischen den Reservemannschaften der SpVgg Straubing und des SV Neukirchen-Steinburg stand unter keinem guten Stern. Schon im Hinspiel hatte es Ärger gegeben, weil ein Linienrichter nach einer Provokation den Fans angeblich sein Glied vorgezeigt hatte. Eine solche Trotzreaktion gab es diesmal zwar nicht, dafür verhängte der Schiedsrichter fünf Platzverweise. Der Torwart der Straubinger wurde von einem gegnerischen Spieler tätlich angegriffen und so stark verletzt, dass er im Krankenhaus behandelt werden musste.

Der Sprecher der zuständigen Polizei in Bogen, Josef Iser, wollte sich zum genauen Umfang der Verletzungen nicht äußern. "Die Wunden waren aber schon optisch gut wahrnehmbar und bestimmt auch schmerzhaft", sagte Iser. Er kündigte an, dass in dem Fall noch umfangreiche Ermittlungen folgen müssen - wegen des Verdachts auf Körperverletzung. Das könne aber eine Weile dauern.

Bisher, sagte Iser, stütze sich der Polizeibericht vor allem auf die Aussagen des Straubinger Torwarts, der Anzeige erstattet hatte. "Immerhin gab es genug weitere Zeugen", sagte er. Insgesamt war die Situation unübersichtlich. Das bestätigt auch Christian Schuhbauer, der Vorsitzende des SV Neukirchen-Steinburg.

Er warnt davor, den Vorfall nur von einer Warte aus zu betrachten. Es habe Platzverweise auf beiden Seiten gegeben, auch der von der Verletzung betroffene Torwart sei vom Platz gestellt worden. Dass die Polizei nach körperlichen Attacken auf dem Fußballfeld Ermittlungen aufnehmen muss, ist in der laufenden Fußballsaison kein Einzelfall.

In den vergangenen Wochen gab es im Amateur-Spielbetrieb in ganz Bayern heftige Aggressionen. Im September trat ein Spieler beim A-Klassenspiel zwischen dem SC Kirchroth II und dem FSV Straubing einen Gegner mit den Füßen nieder, danach verpasste er dem am Boden Liegenden heftige Faustschläge. Der Spieler verschluckte infolge der Attacke seine Zunge. Nur der Erstversorgung durch den Schiedsrichter war es zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passierte.

Beim Kreisklassespiel Heldritt gegen Gleußen in Oberfranken ist der Schiedsrichter am Sonntag von Zuschauern beleidigt und körperlich attackiert worden. Ebenfalls am Sonntag kam es in Kirchaich im Landkreis Haßberge während eines Spiels zu einer Rangelei nach einem Foulspiel. Als ein dritter Spieler den Streit schlichten wollte, bekam dieser einen Faustschlag ins Gesicht, wodurch er eine Nasenbeinfraktur erlitt. Nach einer A-Klassen-Partie in Königsbrunn gab es vor einigen Monaten Tumulte, bei denen auch Blut floss. Drei Bobinger Spieler landeten deshalb vor dem Augsburger Amtsgericht.

Und noch ein weiterer Vorfall aus der vergangenen Woche beschäftigt derzeit den Bayerischen Fußballverband (BFV). Bei einem A-Klassen-Spiel zwischen dem SV Prutting und Türkspor Rosenheim kam es zu einer Massenschlägerei mit mehreren Verletzten. In einer Erklärung dazu teilte der BFV mit, er verfolge eine Null-Toleranz-Politik bei Gewalt, Diskriminierung und Rassismus. Er werde sportgerichtlich ermitteln. Zudem verwies der BFV auf Zahlen aus der vergangenen Saison: Von der C-Klasse bis zur Bundesliga kam es in Bayern nur bei 0,024 Prozent der erfassten Partien zu einem Spielabbruch aufgrund gewalttätiger Vorfälle.

Was wurde aus dem Fairplay-Gedanken?

Nur: Das Problemspiel zwischen Straubing und Neukirchen-Steinburg wurde auch nicht abgebrochen, sondern nach der Unterbrechung zu Ende geführt. Einige Trainer fordern daher vor allem die Vereine zu mehr Strenge gegenüber den eigenen Spielern auf. Wer gewalttätig werde, müsse seinen Platz im Kader verlieren. Hier dürfe es keine Ausnahmen geben.

"Solche Szenen haben auf den Fußballplätzen nichts verloren", sagte Klaus Bayer unlängst dem Straubinger Tagblatt. Der Vorsitzende des Fußballkreises Straubing zeigt sich entsetzt über die Vorfälle im Amateurfußball. "Die Trainer und Betreuer im Juniorenbereich versuchen, unseren Kindern Werte wie Respekt und Fairness beizubringen. Es ist bitter, wenn dann erwachsene Spieler den Fair-Play-Gedanken konterkarieren."

Die Partie in Straubing endete übrigens 3:2 für Straubing.

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