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Allgäu:Zu viel Vogelkot? Maibaum-Streit im Allgäu beschäftigt Gericht

Der Maibaum in Altusried ist beliebt - nicht nur beim örtlichen Trachtenverein, sondern auch bei Zugvögeln. Ein Anwohner ärgert sich über deren Hinterlassenschaften und verklagt die Gemeinde.

Führt der Maibaum einer Allgäuer Gemeinde zu übermäßig viel Vogelkot auf dem Nachbargrundstück? Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit das Kemptener Amtsgericht. Weil er den rund 27 Meter hohen Maibaum als Quelle der Hinterlassenschaften von Zugvögeln auf seinem Grundstück sieht, hat ein Anwohner in Altusried (Landkreis Oberallgäu) gegen die Gemeinde geklagt.

Die Fronten scheinen verhärtet: Ein Güteverfahren oder einen Vergleich als Lösung des Konflikts hätten die Parteien bislang abgelehnt, sagte ein Sprecher des Kemptener Amtsgerichts. Der nächste Schritt wäre nun ein Fachgutachten: Ein Ornithologe müsse klären, ob durch den Maibaum Vögel angezogen werden, die das Grundstück "in einer nicht nur unwesentlichen Weise verkoten". Mehrere Medien hatten zuvor über den Fall berichtet.

Allerdings müsste dafür erst wieder das 27 Meter hohe Original des Altusrieder Maibaums aufgestellt werden. Derzeit steht auf dem Grundstück nur eine etwa 1,10 Meter große Nachbildung, wie der Vorsitzende des Altusrieder Trachtenvereins, Franz Merk, erklärt. "Das hatten wir wegen Corona gemacht." Mit Blick auf den Vogelkot gebe es da keine Probleme.

Dass das beim Original-Maibaum anders sein könnte, hält Merk für ausgeschlossen. "Das muss mir mal einer zeigen, dass so ein Vogel acht oder zehn Meter quer scheißt", sagt er. Ob dieses Jahr wieder der große Maibaum aufgestellt wird, komme "auf die Corona-Lage an".

Sollte das nicht der Fall sein, könnte sich die Klage des Anwohners bald von selbst erledigen. Denn der Maibaum soll nach dem Willen der Gemeinde künftig an den umgestalteten Marktplatz ziehen, sagt Altusrieds Bürgermeister Joachim Konrad (CSU). "Spätestens 2024 soll es soweit sein." Daher gebe er "die Hoffnung nicht auf, dass ein Einsehen von der Klägerseite da ist".

Auch das Amtsgericht Kempten hat den Anwohner nach eigenen Angaben darauf hingewiesen, dass die Kosten für ein vogelkundliches Gutachten in dem Verfahren "nicht unbeträchtlich" seien. Bislang hat das den Kläger aber nicht davon abgehalten, den Streit vor Gericht klären zu wollen.

"Klar nervt das", sagt Bürgermeister Konrad. "Wir machen eigentlich gerade viel Gutes hier - zum Beispiel mit einer neuen Ortsmitte und dem Neubau der Postresidenz." Ein Angebot des Klägers zur Güte, die Gemeinde könne ihm im Gegenzug für die Vogelkot-Belastung ja zwei kostenlose Parkplätze zur Verfügung stellen oder Geld zahlen, habe er trotzdem abgelehnt, sagt Konrad. Der klagende Anwohner reagierte auf Anfragen für eine Stellungnahme bislang nicht.

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