Süddeutsche Zeitung

Weihnachten:Mit Farbcode in die Christmette

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In Altötting sind sie grundsätzlich gut vorbereitet auf eine große Anzahl Kirchgänger. In diesem Jahr aber wird es nicht für jeden Gottesdienst-Willigen klappen, denn zunächst muss eine Hürde überwunden werden.

Glosse von Matthias Köpf

Nach allem, was man 2020 Jahre später darüber zu wissen glaubt, bildeten Maria und Josef damals nur einen einzigen Haushalt. Und eigene Kinder unter 14 Jahren zählen ja nicht, selbst wenn es ein Neugeborenes ist und daher sowieso keine richtige Sprechrolle. Also werden eher die Hirten das Problem. Nur ein einziger Hirte wäre fast zu wenig, aber wenn es zwei sind und zudem Geschwister aus einem Haushalt, dann ginge es.

Die Darsteller von Maria und Josef sind nämlich auch Schwester und Bruder, also steht dem Krippenspiel nicht einmal die neueste Infektionsschutzverordnung entgegen. So werden sie es heuer also machen in Altötting. Aber wer das Krippenspiel dieses Jahr live erleben oder eine Christmette persönlich mitfeiern will, der braucht natürlich noch ein Ticket.

Denn den Gläubigen ausgerechnet in der Heiligen Nacht die Türe vor der Nase zuzuschlagen, während drinnen von der Herbergssuche die Rede ist, kommt für Stadtpfarrer Klaus Metzl nicht in Frage. Zugleich aber zieht es die Menschen just an Weihnachten besonders zahlreich in die Kirche. Da wäre man zwar in Altötting ganz gut aufgestellt, wie das heutzutage heißt, unter anderem mit der Stiftspfarrkirche St. Philippus und Jakobus und mit der Basilika St. Anna.

Aber nicht einmal solche wallfahrtsmassentauglichen Gotteshäuser können alle Weihnachtsgläubigen auf einmal fassen, und das schon gar nicht bei den geltenden Abstandsregeln in der Corona-Pandemie. Es werde da Enttäuschungen geben, sagte Metzl deswegen nun dem Alt-Neuöttinger Anzeiger voraus. Aber besser es komme zu diesen Enttäuschungen nicht stillenachtsheiligenachts an der Kirchentür, sondern schon ein paar Tage vorher am Info-Point, einem weiteren zentralen Element der kirchlichen Infrastruktur in Altötting.

Dort am Info-Point am Kapellplatz sind von 16. bis 18. Dezember die Tickets für die einzelnen, zahlenmäßig übrigens extra aufgestockten Christmetten erhältlich - samt Farbcode, damit keiner zu falschen Zeit in die richtige Kirche kommt oder andersrum. Telefonische Reservierung werden nicht entgegen genommen, dafür ist es aber möglich, weitere Tickets für die Familie mitzunehmen. Kosten werden die Karten vorerst nichts. Teuer wird es erst am Heiligen Abend, auf dem Schwarzmarkt vor der Kirchentür.

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Quelle:
SZ vom 08.12.2020
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