Ehrenamt in Bayern:Altersgrenze bei Feuerwehrleuten soll auf 67 Jahre steigen

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Die Arbeit bei der Feuerwehr ist oft schwer und belastend. Dennoch gibt es Männer und Frauen, die dort gerne jenseits der 65 Jahre weitermachen würden. (Foto: Niklas Treppner/dpa)

Derzeit endet der aktive Dienst für die freiwilligen Helfer mit 65 Jahren, nun wird er wohl an das gesetzliche Rentenalter angepasst. Nötig sind aber noch mehr Maßnahmen, um rein personell die Zukunft der Organisationen zu sichern.

Von Johann Osel

Die Altersgrenze für aktive Feuerwehrleute in Bayern wird voraussichtlich bald höher angesetzt sein als bislang. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schlägt die Anhebung von 65 auf 67 Jahre vor – und damit auf das gesetzliche Renteneintrittsalter. Entsprechend den Stellungnahmen des Landesfeuerwehrverbands Bayern, des Gemeindetags und des Städtetags plädiert die Staatsregierung für diese Variante, damit Männer und Frauen in den freiwilligen Feuerwehren künftig im Alter länger ihren Dienst verrichten können. „Eine völlige Aufhebung der Höchstaltersgrenze dagegen erscheint nicht sinnvoll“, teilte Herrmann mit. Einen entsprechenden Gesetzentwurf zur Änderung des bayerischen Feuerwehrgesetzes will er noch in diesem Jahr vorlegen.

Schon länger wird über eine Anhebung oder mitunter gar eine Aufhebung dieser Altersgrenze debattiert. In vielen Feuerwehren im Freistaat ärgert man sich immer wieder, wenn ältere Kameraden aus dem aktiven Dienst ausscheiden müssen – auch wenn sie offensichtlich weiterhin körperlich tauglich wären und viel Erfahrungen und Kenntnisse etwa über Lehrgänge mitbringen.

Auch im Mai dieses Jahres war das ein Thema, als im Beisein des Innenministers an der Technischen Hochschule Nürnberg die Studie „Wer löscht morgen?“ präsentiert wurde. Die umfangreiche Untersuchung, gefördert vom Ministerium, prognostizierte demografisch bedingt einen Rückgang der aktiven Feuerwehrleute um etwa ein Drittel bis zum Jahr 2041. „Menschen, die fit sind und gut ihren Beitrag leisten können, müssen wir auch in höherem Alter den Raum dafür geben“, sagte Herrmann damals in Nürnberg. Diese Maßnahme gilt aber nur als kleine Linderung der Engagierten-Lücke, neben einem ganzen Bündel an möglichen Vorschlägen, um den Einsatz in diesem Ehrenamt attraktiver zu machen.

Eine vollständige Aufhebung wäre dagegen schwierig geworden, teilte das Innenministerium mit. Im Vergleich damit sei bei der Anhebung um zwei Jahre weniger Bürokratie und ein einfacherer Vollzug zu erwarten. Bei der gänzlichen Streichung der Altersgrenze hätten etwa Überlegungen zu Eignungsuntersuchungen angestellt werden müssen. Relevant ist das zudem mit Blick auf Unfallschutz und die Versicherung, heißt es in Feuerwehrkreisen. Die SPD im Landtag begrüßte den Vorschlag des Innenministers. Die Fraktion verwies darauf, dass sie bereits für die Plenarsitzung in der kommenden Woche einen Gesetzentwurf mit dieser Maßnahme einbringen werde. „Bayerns Feuerwehren brauchen dringend engagierte Einsatzkräfte – sie sollten nicht mit 65 Jahren gezwungen werden, ihren Dienst einzustellen“, sagte die SPD-Innenpolitikerin Christiane Feichtmeier. Im Gegensatz zu Herrmann kann sie sich vorstellen, die Altersgrenze ganz abzuschaffen.

Und womöglich auch, an anderer Stelle tätig zu werden – das Eintrittsalter in Feuerwehren könne nach Vorstellung der SPD von zwölf auf zehn Jahre abgesenkt werden. Ein Indiz, das diese Idee überlegenswert macht: Ein Trend in Bayern sind sogenannte Kinderfeuerwehren, in denen Buben und Mädchen mit Sport und Spiel an das Thema herangeführt werden. Immer mehr örtliche Wehren entschließen sich zur Gründung solcher Gruppen. Mancherorts, hört man, sei die Nachfrage von Eltern inzwischen so groß, dass man sogar zu Wartelisten greifen müsse.

In fast jeder fünften Feuerwehr ist aktuell keine einzige Frau aktiv

Der Landesfeuerwehrverband hatte in der Debatte stets argumentiert, die Anhebung der Altersgrenze sei eben nur ein Baustein, um die Einsatzbereitschaft der freiwilligen Feuerwehren weiter zu stärken – so auch bei der Studienvorstellung in Nürnberg. Dazu gehört unter anderem die Gewinnung von Quereinsteigern im Erwachsenenalter, auch von Migranten oder Zugezogenen von außerhalb Bayerns sowie von Frauen. In fast jeder fünften Feuerwehr im Freistaat ist aktuell keine einzige Frau aktiv. Auch die Rahmenbedingungen bei der Ausstattung in Feuerwehrhäusern und allgemein ein strategisches Freiwilligen-Management nennen Experten, um Engagierte im Dienst halten zu können. Zu Konflikten zwischen Ehrenamt und Alltag kommt es traditionell vor allem in Phasen beruflicher Entwicklung oder der Familiengründung.

Der größte Teil der Feuerwehrleute in Bayern ist ehrenamtlich aktiv. Berufsfeuerwehren gibt es nur in einigen Großstädten, dazu kommen noch Werks- und Betriebsfeuerwehren. Laut dem Verband gibt es in Bayern gut 330 000 aktive Mitglieder in knapp 7500 freiwilligen Feuerwehren. 96 von 100 Feuerwehrmännern und -frauen arbeiten also ehrenamtlich. Dazu kommen Hunderttausende Bürgerinnen und Bürger, die sich als Mitglied in den örtlichen Feuerwehrvereinen zu diesem Engagement bekennen.

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